Frage an Hans-Michael Goldmann von Barbara H. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Goldmann,
zu Ihren Aussagen in http://www.tier.tv/videos/diskutier/tierqual-fuer-den-luxus/
folgende Fragen:
Sie behaupten als tierschutzpolitischer Sprecher der FDP, dass Tierschützer gegen die PelztierhaltungsVO 2006 hätten klagen können. In welchem Verfahren vor welchem Gericht?
Sie behaupten ferner, jeder Bürger könne gegen Tierquäler klagen. Vor welchem Gericht? Warum kämpfen Tierfreunde seit langer Zeit für die – von der FDP abgelehnte – Tierschutzverbandsklage?
Nach Ihnen „macht der Gesetzgeber keine Gesetze für Tierschützer, sondern der Gesetzgeber macht Gesetze für Tierschützer und andere Gesellschaftsteilnehmer, und dadurch muss ein Kompromiss entwickelt werden“. Tiere sollen aber nach dem ausdrücklichen Willen des Gesetzgebers um ihrer selbst Willen geschützt werden. Sind Tierschützer für die FDP nur eine Lobby, die eigene Interessen wahrnimmt? Würden Sie gegenüber Kinderschützern ebenso argumentieren?
Die Rechtfertigung des Tötens von Pelztieren ergibt sich für Sie „aus dem Markt, und dieser Markt wird von Kunden ausgelöst.“ Dann bestimmt eine Minderheit, was gegenüber Tieren erlaubt ist, ohne dass es auf die vom Gesetz geforderte ernsthafte Abwägung der Interessen von Mensch und Tier ankäme. Was genau ist der vernünftige Grund für die Herstellung von Echtpelzen in Deutschland?
Sie sagten, es sei eine Unordnung, „ein Nutztier ... mit einem Hobbytier oder einem anderen Wildtier in einen Topf (zu werfen).“ Z.B. Nerze in Farm, Zoo oder Freiheit haben identische Bedürfnisse. Entscheidet also allein die rein willkürliche Zwecksetzung durch Menschen?
Bestreiten Sie als Tierarzt ernsthaft die für jeden aufmerksamen Tierhalter offensichtliche Existenz von Gefühlen bei Tieren? Auch sie verfügen über das hierfür zuständige limbische System. Tiere dürften wegen ihrer schärferen Sinne sogar stärkere Gefühle entwickeln, zumal ihnen weniger abstrakte Verarbeitung – z.B. durch Jenseitshoffnung - möglich ist.
Hochachtungsvoll
Barbara Hohensee
Sehr geehrte Frau Hohensee,
vielen Dank für Ihre Nachricht und das damit verbundene Interesse an meiner tierschutzpolitischen Position zum Thema Pelztierhaltung.
Es tut mir sehr leid, wenn ich Sie mit meinem Auftritt bei Tier TV verärgert haben sollte, oder Sie gar einen falschen Eindruck von meiner Position zur Pelztierhaltung haben. Ich möchte daher die Gelegenheit wahrnehmen, Ihnen noch einmal meinen Standpunkt näher zu bringen.
Als im Oktober 2006 die Pelztierverordnung verabschiedet wurde, wurde sehr schnell deutlich, wie groß die Notwendigkeit des Handelns auf diesem Gebiet und dieser Verordnung war, denn 14 Bundesländer stimmten sofort zu. Die neue Verordnung hat nach meinem Empfinden strengere Regeln für Pelztierfarmer mit sich gebracht, da sie bessere Standards für die Tiere vorsieht, wie z. B. mehr Platz und Klettermöglichkeiten. Auch ist mir natürlich durchaus bewusst, dass Übergangsregelungen von bis zu zehn Jahren eine lange Zeit sind, allerdings glaube ich, dass langfristig nach und nach der Weg für Deutschland geebnet wird, ganz aus der Pelztierhaltung auszusteigen, so wie Österreich, die Schweiz oder Großbritannien schon vorangegangen sind.
Natürlich bin ich mir auch darüber im Klaren, dass Tiere Gefühle empfinden, deshalb teile ich Ihre Auffassung, dass es umso wichtiger ist, dass die Tiere nicht unnötigen Schmerzen, Qualen und Verletzungen ausgesetzt werden.
Ich vertrete ganz klar die Meinung, dass dem Tierschutz zuliebe schnellstens überlegt und realisiert werden sollte, dem Handel mit Pelztieren ein Ende zu bereiten. Ich glaube weiterhin, dass es mittel- bis langfristig nicht mehr ausreichen wird, ein Verbot nur auf nationaler Ebene auszusprechen, weil andere europäische Staaten dies als Lücke für ihren Handel ausnutzen würden. Eventuell erleiden die Tiere in den Nachbarstaaten noch viel größere Qualen und Deutschland würde diese Ware dann auch noch importieren. Wir brauchen einen europäischen Ansatz, bei dem in allen Staaten gleiche Bedingungen gelten. Dann könnten sich die Tierschützer und die Verbraucher auch sicher sein, dass die Tiere gut und artgerecht gehalten werden.
Ich möchte an dieser Stelle betonen, für wie wichtig ich die Arbeit der Tierschützer erachte, ich stehe seit Jahren in engem Kontakt mit verschiedenen Organisationen, die sich für Tierschutz einsetzen und werde daher regelmäßig über neue oder wiederkehrende Problematiken informiert. Es ist wichtig, dass sich die Tierschützer weiterhin für diese verschiedenen Belange einsetzen, um letztendlich Erfolge ihrer politischen Arbeit im Sinne eines verbesserten Tierschutzes erzielen zu können.
Gerade beim Thema Pelztiere und der Pelzbekleidung als „Prestigeobjekt“ wird der Trend immer deutlicher, dass auf alternative Kleidung ausgewichen wird. Man muss heutzutage keinen Pelz mehr tragen, um gut und hochwertig angezogen zu sein. Ich hoffe ganz stark, dass sich dieses Meinungsbild bei genügend Informationen und der Vermittlung von Hintergrundkenntnissen weiter verstärken wird. Besonders unsere nachkommenden Generationen müssen mit dem Gedanken an Nachhaltigkeit und dem Schutz von Leben aufwachsen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Hans-Michael Goldmann