Frage an Hans-Michael Goldmann von Michael S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Goldmann,
meine Frage richtet sich an Sie, da ich aufgrund Ihrer Funktion als Experte für Kirchen / Religionsgemeinschaften in Ihrer Fraktion ein Interesse an Fragen von Religion und Gesellschaft voraussetze: Vor einiger Zeit haben Jugendliche in einer von der Bundeszentrale für politische Bildung veranworteten und vom Bundespresseamt mit finanzierten Zeitschrift "Q-rage" sehr kritische Fragen an die evangelikalen Strömungen innerhalb der evangelischen Kirche gerichtet. Für den Beitrag der Jugendlichen wurde die Bundeszentrale selbst scharf angegriffen, namentlich ihr Vorsitzender Thomas Krüger, dies auch nach einer inhaltlichen Distanzierung.
Meine Frage: Wäre es nicht angebracht, als Abgeordnete des Deutschen Bundestags die Freiheit der Bundeszentrale für politische Bildung auch öffentlich zu verteidigen, einschließlich der Freiheit, dass Jugendliche eine Meinung veröffentlichen dürfen, über die sich trefflich streiten lässt? Wäre es nicht angebracht, aus grundsätzlichen Erwägungen öffentlichen Druck von Interessensgruppen abzuwehren?
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Steck
Sehr geehrter Herr Steck,
vielen Dank für Ihre Frage und für das damit verbundene Interesse an meiner religionspolitischen Arbeit. Ich habe die Auseinandersetzungen und die öffentlichen Stellungnahmen bezüglich der von Ihnen zitierten Publikation der Bundeszentrale für politische Bildung aufmerksam verfolgt. Bekanntlich ist die Aufklärung in politisch-gesellschaftlichen Angelegenheiten ihr primärer Auftrag. Von dieser aufklärerischen Arbeit habe ich bisher immer einen positiven Eindruck gehabt. Die Meinungs- und Pressefreiheit sind ein hohes Gut und ein zentrales Instrument der Arbeit der Bundeszentrale.
Andererseits ist eine ausgewogene und differenzierte Darstellung politischer und gesellschaftlicher Sachverhalte insbesondere in Publikationen dieser Bundeseinrichtungen notwendig. Diffamierungen, pauschalisierende Aussagen und Verteufelungen gesellschaftlicher oder religiöser Gruppen bringen uns nicht weiter. In dem erwähnten Artikel werden jedoch nicht Fragen zur Diskussion aufgestellt, sondern abqualifizierende Behauptungen abgegeben. In der öffentlichen Debatte, wenn es um strittige Fragenkomplexe geht, sind Respekt und Toleranz unentbehrlich. Gerade diese Grundprinzipien erkennt der Präsident Herr Krüger in der Pressemitteilung „bpb distanziert sich von Artikel in Q-rage vom 15.12.2008. Dies lässt hoffen, dass in der Zukunft eventuelle Meinungsdifferenzen nur mit Achtung für die Position des Anderen ausgetragen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Hans-Michael Goldmann