Der Dual-Fluid-Reaktor: Löst dieses Konzept Endlagerproblemder Vergangenheit und Energieproblem der Zukunft?

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Harald Ebner
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Frage von Thomas H. •

Der Dual-Fluid-Reaktor: Löst dieses Konzept Endlagerproblemder Vergangenheit und Energieproblem der Zukunft?

Sehr geehrter Herr Ebner,

da der Raum hier begrenst ist nur kurz die Frage, wie die Bundesregierung in Form des zuständigen Ministeriums zum Konzept des Dual-Fluid-Reaktors stehet? Und wenn die getroffenen Annahmen des IFK Berlin bzw. der Dual-Fluid-Inc. stimmen, warum die Forschung dahingehend nicht unabhängig unterstütz oder überprüft werden? Sollte das Konzept tragfähig sein sind derartig viele Probleme gelöst oder abgemildert, dass es ein echter "Gamechanger" in der Energiepolitik wäre. Und warum überlässt man das Feld dann dem Gefolge der "AfD"? Gibt es dazu Überlegungen ???

Viele Grüsse
Thomas H.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr H.,

vielen Dank für Ihre Frage.

Atomkraft ist eine Technologie der Vergangenheit und nicht der Zukunft – auch wenn Verfechter:innen von neuen Reaktortechniken wie dem Dual Fluid Reaktor (DFR) stets das Gegenteil behaupten. 

Dass Atomkraft keine sichere Energiequelle ist, zeigt die aktuelle Situation in Frankreich: Dort stehen aufgrund von Sicherheitsmängeln, fünf der leistungsstärksten Reaktoren still. Mittlerweile bereitet sich die französische Regierung schon auf Stromausfälle im Winter vor.

Dass Atomkraft keine billige Energiequelle ist, zeigen die nackten Zahlen: Eine Megawattstunde Atomstrom kostet im britischen Hinkley Point C 119 Euro und im französischen Flamanville bis zu 125 Euro (Zahlen von Energy Brainpool). Dazu kommen die gern ignorierten Folgekosten für Rückbau und Endlagerung.

Erneuerbare Energien sind im Vergleich dazu schon heute spottbillig: Die weltweiten gewichteten Durchschnittskosten für eine Megawattstunde Strom aus Photovoltaik und Onshore-Windenergieanlagen lagen 2020 jeweils zwischen 31 und 110 €/MWh und 39 und 83 €/MWh (https://www.ise.fraunhofer.de/de/veroeffentlichungen/studien/studie-stromgestehungskosten-erneuerbare-energien.html#:~:text=Die%20wichtigsten%20Ergebnisse%20der%20Studie%20kurz%20zusammengefasst%3A&text=Aktuell%20erzielen%20PV%2DAnlagen%20je,530%20bis%201600%20%E2%82%AC%2FkWp).

Seit den 60er Jahren wird an diesen bis heute nicht mehr als „Papierreaktoren“ erfolglos geforscht. In Deutschland wurde die Forschung am Kernforschungszentrum Jülich und beim Thorium-Hochtemperaturreaktor Hamm-Uentrop aufgrund unüberwindbarerer Probleme eingestellt, ähnlich in anderen Ländern. Sollten diese Reaktoren jemals realisiert werden können, würden sie als ersten Schritt die Wiederaufarbeitung mit all ihren Problemen benötigen. Hinzu kommt das gravierende Problem der prozessbedingten Erzeugung von waffenfähigem Plutonium.

Davon unabhängig ist für jedweden hochradioaktiven Atommüll noch kein Endlager in Deutschland gefunden. Vor diesem Hintergrund verbietet es sich auch aus Gründen der Generationengerechtigkeit aus meiner Sicht, auch nur über eine weitere Nutzung der Atomenergie nachzudenken.     

Der „Gamechanger“ in  der Energiewende sind die Erneuerbaren Energien. Hierfür haben wir vor dem Sommer den Ausbau-Turbo gezündet.

Mit freundlichen Grüßen

Harald Ebner

 

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