Lieber L. B.,

das finde ich keine schlechte Idee. Ich glaube, daß es für sehr viele
ältere Leute (zu denen ich mich auch zähle) eine echte Alternative zum
Auto bieten kann.

Ich möchte den Gedanken allerdings in zwei Richtungen erweitern und
zugleich auch einschränken.

Angesichts täglicher Blechlawinen, Staus, Diesel-Skandalen und einer
Klimazerstörung gerade durch die Autoindustrie und ihre Produkte, müssen
wir weiterdenken und einen massiven Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs
anstreben. Dabei müssen neue Linien eingerichtet, bestehende mehr
frequentiert und die Verbindungen attraktiver gemacht werden.

Zugleich muß die kostenlose Nutzung des ÖPNV nicht nur speziellen
"Randgruppen", sondern in der Perspektive allen Bürgern eröffnet werden.
Ich weiß, das das zunächst utopisch klingt. Aber schauen wir auf diese
Autogesellschaft, wie sie ist, und was sie mit uns macht. "Seien wir
Realisten - verlangen wir das Unmögliche".

Einschränken möchte ich den Anspruch, daß ältere Mitmenschen bei "Freier
Fahrt im ÖPNV" ganz aufs Auto verzichten sollen. Manche werden ohne Auto
ein selbstbestimmtes Leben in ihrem gewohnten Umfeld nicht beibehalten
können. Sie hier kategorisch vor ein "entweder - oder" zu stellen, wird
der Lebenssituation vieler nicht gerecht und würde m.E den Anreiz der
kostenlosen Fahrt konterkarieren.

Es wäre, denke ich, auch nicht richtig, das Thema auf die Gefährdungen
durch ältere Fahrer und Fahrerinnen zuzuspitzen. Da gibt es noch einige
andere Risiken, die von allen fahrenden Alterskohorten im Straßenverkehr
aufgeworfen werden.

Vielen Dank für die Anfrage, die wir gern weiter erörtern können,
und beste Grüße,

Harff-Dieter Salm