Frage an Heinz Kühsel bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Heinz Kühsel
DIE LINKE
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Frage von Hendrik W. •

Frage an Heinz Kühsel von Hendrik W. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Kühsel,

welche Position beziehen Sie zum Thema "Bedingungsloses Grundeinkommen"?

Vielen Dank.

Mit Freundlichen grüßen,
Hendrik Wiese

Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Wiese,

die Absenkung der Sozialleistungen z. B. bei Arbeitslosigkeit (Hartz IV) hat zu wachsender Armut in unserem Land, die Zumutungen und Schikanen der Verwaltungen haben zu einer beispiellosen Klageflut der Betroffenen geführt. Da ist es nur folgerichtig, dass eine neue Diskussion über alternative Möglichkeiten der Grundversorgung im Sozialstaat entstanden ist.
Eines der diskutierten Modelle ist das von Ihnen erwähnte bedingungslose Grundeinkommen, das auch in unserer Partei Diskussionsthema war und ist.
Mehrheitlich vertreten wir jedoch die in unserem Wahlprogramm formulierte Forderung nach einer „bedarfsdeckenden und sanktionsfreien Mindestsicherung, die Armut verhindert und die Bürgerrechte der Betroffenen achtet.“ Da dies aktuell kaum durchsetzbar scheint, wäre es schon ein Riesenerfolg, wenn unsere Minimalforderung Erfolg hätte, dass der Regelsatz von Hartz IV auf 500 Euro monatlich erhöht wird.

Wir sprechen hier also über eine längerfristige Perspektive. Das bedingungslose Grundeinkommen ist eine uralte emanzipatorische Idee, die alle Menschen vom Zwang der Lohnarbeit befreien will und damit die Menschenwürde in den Mittelpunkt rückt. Sie erscheint mir deshalb höchst attraktiv, und einige Praxisversuche haben wohl auch gezeigt, dass sie nicht zu den befürchteten Nachteilen führen muss. Es gibt weiterhin genug Anreize zur Arbeit, aber keinen unbedingten Zwang. Praktisch heißt das, dass sich niemand mehr aus existenzieller Not dem Diktat eines skrupellosen Ausbeuters und menschenverachtenden Arbeitsbedingungen aussetzen muss. Wer von uns könnte dagegen sein?

Natürlich käme es auch auf die genaue Ausgestaltung an, es gibt ja viele mögliche Varianten. Ich glaube, das gegenwärtig vorherrschende kapitalistische System hat unsere Vorstellungen nachhaltig geprägt. Deshalb kommt vielen diese eigentlich naheliegende Idee abwegig vor. Wir sollten uns aus den geistigen Zwängen eines herrschenden Systems lösen können. Bis dahin wird noch viel Zeit vergehen, in der wir uns vorrangig mit ganz akuten Tagesproblemen befassen müssen.

Mit Dank für Ihr Interesse und freundlichen Grüßen
Heinz Kühsel