Frage an Hendrik Lange bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

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Hendrik Lange
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Frage von Henning T. •

Frage an Hendrik Lange von Henning T. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Das Programm der PDS unterscheidet sich in der Frage Forschungsförderung in meinen Augen kaum von der gegenwärtigen Praxis. Die Praxis besteht aus meiner Sicht aus dem immer weiteren Zurückdrängen der Grundlagenforschung und im Ersatz durch anwendungsfixierte Forschung und reine Produktentwicklung. Meiner Meinung nach sollten öffentliche Mittel zur Grundlagenforschung eingesetzt werden, also zur Förderung des Verständnisses der Welt um uns herum, zur Erforschung von breit einsetzbaren Verfahren ohne Einschränkung auf eine bestimmte Anwendung und zur Entwicklung von Technologien, deren Vermarktbarkeit ungewiss ist. Dazu werden die Fördermittel in der Praxis aber häufig nicht eingesetzt. Vielmehr werden sie dazu zweckentfremdet, Entwicklungen, die die Unternehmen sonst selbst vorantreiben müssten, nun an Hochschulen auszulagern. Dadurch bekommen sie nicht nur preiswerte hochqualifizierte Entwickler, sondern sie können ihren Produkten auch das Siegel "wissenschaftlich fundiert" verpassen. Wir haben es hier mit einer typisch angebotsorientierten Politik zu tun, die sich in der Verbilligung der Produktentwicklung erschöpft. Warum unterstützt das die PDS, die sonst für nachfrageorientierte Politik wirbt?
Hinzu kommt, dass das ganze Drittmittelsystem höchst ineffizient ist. Allein für die Exzellenzinitiative dürften hunderte Mannjahre für das Entwickeln von Forschungsanträgen und für die Begutachtungen verlorengegangen sein.
Deshalb meine Frage: Wo bleibt die Grundlagenforschung? Wo bleibt das kreative Element in der Forschung? Obwohl wir wissen, dass etliche heute nicht mehr wegzudenkende Erfindungen nicht beabsichtigt waren, sondern durch Un- und Zufälle entstanden sind, soll nach dem Willen der Politiker Zufall als Element der Forschung ausgeschaltet werden. Missbrauch soll zurückgedrängt werden, aber wie zum Hohn gibt es trotz schärferer Kontrollen bei der Mittelvergabe und Veröffentlichung immer wieder Betrug in der Wissenschaft.

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Sehr geehrter Herr Thielemann,

ich kann Ihnen in vielerlei Hinsicht bezüglich Ihrer Analysen Recht geben. Ich möchte aber betonen, dass es der Linkspartei.PDS keineswegs nur um eine geziehlt geförderte Forschung geht, die auf verwertbare Produkte ausgerichtet ist. Mit der Erhöhung des Budgets um 30 Mio. € erhöhen wir auch die Grundfinanzierung der Hochschulen. Allerdings lässt sich das Wissenschaftssystem in Deutschland nicht nur aus Sachsen-Anhalt heraus reformieren. Und bei einem so eng genähten Landeshaushalt wird eine Hochschule nicht auf Drittmittel verzichten können. Diese kommen aber weitestgehend von der DFG und sind somit ebenfalls Steuermittel. Richtig ist aber, dass eine zusätzliche Kontrollfunktion bei der DFG liegt und hier weitestgehend wissenschaftlicher Mainstream gefördert wird. Ich halte ebenso eine Exzellenzinitiative und die Elitenförderung in Zeiten, wo die Hochschullandschaft überall an chronischer Unterfinanzierung leidet, für falsch. Zuerst muss die breite Basis gesichert werden und dann kann man noch ein zusätzliches Elitenprogramm auflegen. Worauf wir in Sachsen-Anhalt bei der Mittelverteilung achten können ist, dass es beispielsweise eine umfangreiche Grundlagen- aber auch Risikoforschung geben kann.

Es Grüßt Sie

Hendrik Lange

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