Frage an Hildegard Wester bezüglich Bildung und Erziehung

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Hildegard Wester
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Frage von Christiana K. •

Frage an Hildegard Wester von Christiana K. bezüglich Bildung und Erziehung

Wie wollen Sie das Image von Hauptschulen, insbesondere der kath. Hauptschule Neuwerk aufbessern?
Die Leherer an dieser Schule sind spitze, sie kümmern sich um jeden Einzelnen, auch in Ihrer Freizeit. Die Klassen sind klein. Durch diese Schulform und die Einstellung der Lehrer/innen kann unser Sohn eine Regelschule besuchen und muß nicht auf eine Förderschule, wobei es nicht einmal eine entsprechende gibt ( unser Sohn hat ADHS und ist Asperger Autist).
Oder soll es noch mehr Gesamtschulen geben, die vor allem von Hauptschülern besucht werden, dann hätte "das Kind" nur einen anderen Namen, der sich besser anhört?!

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SPD

Es ist grundsätzlich begrüßenswert, dass sich Ihr Sohn auf einer Hauptschule gut zurechtfindet und aufgrund einer ausreichenden personellen Ausstattung eine gute Förderung erhält. Weg vom Frontalunterricht hin zu kleine Klassen und individueller Förderung sind der richtige Weg, den sich Deutschland nach den ersten PISA- Ergebnissen von den nordeuropäischen Ländern wie z.B. Finnland und Schweden abgeschaut hat. Nur wenn auf die Bedürfnisse und Talente jedes einzelnen eingegangen wird und diese in die Schule integriert sind, kann Deutschland die hohe Zahl an Förderschülern abbauen. Denn im europäischen Vergleich werden Schüler nicht in diesem hohen Maße wie in Deutschland durch Förderschulen von der restlichen Schülerschaft separiert.
Zu einer weit reichenden Integration von Schülern gehört aber auch, dass schwache Schüler von starken Schülern lernen. Die Wissenschaft ist sich sogar dahingehend einig, dass das dreigliedrige Schulsystem die Synergieeffekte, die Schüler untereinander erzeugen können, nicht ausreichend nutzt. Die Gesamtsamtschule wurde gegründet, um genau diese Hindernisse zu überwinden.
Allerdings wurde die Einführung der Gesamtschulen nicht konsequent durchgeführt, sondern Gesamtschulen wurden zusätzlich zum tradierten dreigliedrigen Schulsystem eingeführt, das bedeutet, das Schüler, die die Empfehlung für den Besuch des Gymnasiums haben, eher selten die Gesamtschulen besuchen und so die beschriebenen Effekte eingeschränkt bleiben. Die Wahlmöglichkeit zwischen den verschiedenen Schulsystemen hat zur Folge, dass viele Eltern, deren Kinder diese Gymnasialempfehlung nicht haben, zunächst die Gesamtschule wählen, in der Hoffnung, ihre Kinder könnten dort einen möglichst hohen Qualifikationsgrad erreichen. Aus Kapazitätsproblemen können Gesamtschulen jedoch nicht jeder Anmeldung entsprechen. Dies führt oft dazu, dass ambitionierte Schüler auf die Realschule oder die meist ungeliebte Hauptschule kommen.

Ich trete deshalb für einen Ausbau des Gesamtschulsystems ein, um allen Schülern möglichst hohe Bildungsabschlüsse zu ermöglichen. Durch die in Deutschland sehr früh stattfindende Selektion und Separation werden immer noch Lebenswege vorgezeichnet, aus denen der einzelne dann nur noch schwer ausbrechen kann. Deswegen sollten Schüler möglichst lange miteinander lernen und dabei individuelle Förderung erfahren. Dies kann auch die besondere Förderung von Kindern mit besonderem Bedarf bedeuten.

Mit freundlichen Grüssen

Hildegard Wester