Frage an Ingrid Nestle bezüglich Umwelt

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Ingrid Nestle
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Frage von Helmut E. •

Frage an Ingrid Nestle von Helmut E. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Nestle,
das Flensburger Tageblatt berichtet heute über die umstrittene Sicherheitsbeleuchtung an Windkraftanlagen, die höher sind als 100 Meter ("Der Kampf gegen die Rotlicht-Rotoren").
Sie werden darin zitiert mit der Aussage "Wenn Ramsauer noch lange schläft, wird man weiterhin kaum hohe Windkraftanlagen bauen und deshalb viel Strom verlieren."

Mir ist nicht bekanntgeworden, daß irgendwo Strom verloren gehen oder überhaupt fehlen würde. Nach meiner Kenntnis werden Industrie, Handel und Gewerbe sowie Privathaushalte in Schleswig-Holstein durch Kohle- und Kernkraftwerke rund um die Uhr zuverlässig mit Strom versorgt. Zeitweilig ist mehr oder weniger Windstrom beigemischt, manchmal um die Mittagszeit auch Solarstrom.

Vor diesem Hintergrund bitte ich Sie, Ihre Aussage zu konkretisieren.
Wer verliert Strom? Wem entsteht dadurch ein Schaden? Muß man um die sichere Stromversorgung des Landes besorgt sein, weil kaum hohe Windkraftanlagen gebaut werden?

Mit freundlichen Grüßen
Helmut Erb

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Erb,

bis zu 50% des Stroms, den man auf einer bestimmten Fläche mit Windrädern erzeugen kann, geht verloren, wenn man die Anlagenhöhe von Windrädern auf 100 m begrenzt. Oder anders ausgedrückt: bei einer höheren Nabenhöhe braucht es zur Erzeugung der gleichen Menge Energie deutlich weniger Anlagen.

Den Kern Ihrer Frage interpretiere ich jedoch anders: Warum, fragen Sie implizit, setze ich mich überhaupt für den Ausbau (fluktuierender) erneuerbarer Energien ein, wenn sie doch keine "gesicherte Leistung" erbringen können und wir weiterhin auf "konventionelle" Kraftwerke angewiesen sind? Warum sollen wir unsere Stromversorgung überhaupt umstellen, weg von Atom und Kohle hin zu Wind, Sonne und Biomasse?

Ich bin der festen Überzeugung, dass wir vor mehreren gesellschaftlichen Herausforderungen stehen, denen wir nur mit einer wirklichen Energiewende hin zu erneuerbaren Energien begegnen können:

- Die Atomkraft hat vor dem Hintergrund von Fukushima und weltweit ohne Endlager keine Zukunft.
- Fossile Ressourcen sind endlich und in Zukunft ist mit einem deutlichen Anstieg der Preise für fossile Brennstoffe zu rechnen.
- Der Klimawandel ist eine der zentralen Herausforderung für uns und die zukünftigen Generationen. Daher ist jede erneuerbar erzeugte Kilowattstunde, die fossile Erzeugung verdrängt, wichtig. Für eine Übergangsphase brauchen wir konventionelle Kraftwerke, um die Erneuerbaren zu ergänzen. Aber diese Kraftwerke müssen ihre Erzeugung flexibel an die Erzeugung der Erneuerbaren anpassen. Viele Studien haben gezeigt, dass auch eine Vollversorgung mit erneuerbaren Energien möglich ist. Dafür wollen wir die fluktuierenden Erneuerbaren gut vernetzen, den Verbrauch intelligenter regelbar machen (Stichwort: z. B. Demand Response) und durch steuerbare erneuerbare Energien wie Biomasse und Speicherwasserkraft und durch Speicher bedarfsgerecht ergänzen.

Daher setze ich mich für die Energiewende hin zu erneuerbaren Energien ein. Dafür ist es wichtig, auch die unendlich vorhandenen regenerativen Ressourcen effizient zu nutzen und gleichzeitig die Auswirkungen auf Mensch und Natur gering zu halten - z. B. durch hohe Windräder, die nur dann blinken, wenn es zur Sicherheit notwendig ist.

Mit freundlichen Grüßen
Ingrid Nestle

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