Preisbremse für Nachtspeicherstrom vergessen?

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Ingrid Nestle
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Frage von Christina J. •

Preisbremse für Nachtspeicherstrom vergessen?

Hallo Frau Nestle,
NachtWÄRMEstrom kostet demnächst weit über, aber mindestens 40ct/kWh (Deckel für Hausstrom). Für Gas zum Heizen wurde auf 12 ct/kWh und für Fernwärme sogar auf 9,5 ct/kWh gedeckelt. Das steht doch in keinem Verhältnis. Sogar für Verbraucher von Öl, Pellets, etc. zum Heizen soll es Entlastungen geben.
Zukünftig bezahlen Bezieher von klimaschädlichem fossilem Gas (ein Produkt dessen Zukunft dem Ende entgegen gehen soll) ein viertel dessen, was ich für ThermoStrom zahlen soll (ein Produkt, dessen Zukunft immens vorangetrieben werden soll). Seit vielen Jahrzehnten bin ich zudem Ökostromkundin!
Kann es sein, dass der Gesetzgeber beim Beschluss der Preisbremsen BezieherInnen von Nachtspeicherstrom für Heizzwecke vergessen hat?
Wir haben schon keine Dezember-Abschläge erstattet bekommen - warum eigentlich nicht?
Bitte bessern Sie hier unbedingt dringend nach.
Vielen Dank vorab für Ihre Mühe.
C. J.

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Hallo Frau J.,

Zunächst einmal haben Sie Recht: Im Gesetz zur Einführung einer Strompreisbremse wurden kein gesonderter, niedrigerer Preisdeckel für Heizstrom beschlossen.

Vergessen wurde die Tatsache nicht, dass viele Kunden mit Strom heizen: Wir haben explizit darüber gesprochen und beispielsweise Regeln festgelegt, die eine Benachteiligung von Nachtspeicheröfen mit zeitvariablen Tarifen verhindern, indem der teurere Tagtarif bei der Entlastung stärker berücksichtigt wird. Auch einer Benachteiligung von neuen Wärmepumpen gegenüber alten sind wir zuvorgekommen: Das vergünstigte Kontingent berücksichtigt den in Zukunft erhöhten Strombedarf, wenn der Netzbetreiber die Jahresverbrauchsprognose anpasst.

Auch einen eigenen niedrigeren Tarif für Stromheizungen haben wir diskutiert. Es ließ sich jedoch kein Weg mit akzeptablem bürokratischem Aufwand finden, diesen umzusetzen. Wir sehen die finanzielle Belastung, die das für einige Menschen bedeutet - gerade für die Haushalte wie Ihren, die direkt mit Strom heizen, etwa über Nachtspeicheröfen. All jenen, die mit ihren Heizkosten überfordert sind, soll daher der Zugang zu einem Härtefallfonds offen stehen.

Sie haben ebenfalls Recht, dass Strom zum Beheizen von Häusern und Wohnungen eine immer wichtigere Rolle spielt, und auch in Zukunft spielen wird. Und ich verstehe Ihre Besorgnis, wie der Umbau hin zu klimafreundlicheren Alternativen zu schaffen sein soll, wenn Gas derzeit deutlich günstiger pro kWh ist als Strom. Erlauben Sie mir hier aber eine Ergänzung: Die wichtigste Rolle wird Wärmepumpen zukommen. Diese machen sich Wärme aus der Umwelt zunutze, und können 10 000 kWh Heizenergie deshalb schon mit etwa 2000-4000 kWh Strom bereitstellen. Auch, wenn eine einzelne Kilowattstunde Strom dreimal so teuer ist wie eine Kilowattstunde Gas, kann das Heizen mit Strom dennoch günstiger sein: Einfach, weil weniger Kilowattstunden insgesamt benötigt werden.

Die Strompreisbremsen wurden, ebenso wie die anderen Entlastungspakete, unter hohem zeitlichem Druck ausgearbeitet, und enthalten eine Reihe an schmerzhaften Kompromissen. Langfristig setzen wir als Grüne uns für ein Instrument ein, dass zielgenau und vernünftig entlasten kann: Direktzahlungen an Haushalte, wie sie auch von der Gaskommission in ihrem Abschlussbericht nachdrücklich empfohlen wurden. Noch steht die dafür nötige Infrastruktur zur Auszahlung nicht – aber wir werden in der Koalition weiter darauf drängen, dass das Finanzministerium hier abliefert.

Das sind weniger befriedigende Antworten, als ich gerne geben würde. Ich hoffe, Sie sind dennoch für Sie hilfreich – und ich danke Ihnen für Ihre Nachricht.

Mit freundlichen Grüßen,

Ingrid Nestle

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