Welchen Zusammenhang sehen Sie zwischen Wohnkosten und Verkehrsaufkommen und was ist Ihr Lösungsansatz?
Sehr geehrte Frau Tatti,
seit seiner Erfindung hat das Automobil die Landschaft erheblich verändert. Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Kultur separieren sich immer mehr und die Wege werden immer länger. Ein Leben ohne Auto funktioniert nur noch in den Zentren. Aber auch Unternehmen zieht es in die Zentren. Wohnraum wird zum Spekulationsobjekt, junge Familien können mit Investoren nicht konkurrieren. Die Menschen weichen aus und werden zu Pendlern. Maßnahmen, die das Pendeln unattraktiver machen (Tempo 30 fast überall, Pförtner-Ampeln, CO2-Steuer), werden den Druck auf die Zentren erhöhen, anstelle das Problem zu lösen. Auf der anderen Seite blutet der ländliche Raum immer weiter aus. Weil es dort für die jungen Leute oft keine Perspektive mehr gibt, bleiben die Alten und die Unflexiblen allein zurück. Auch von Land- und Forstwirtschaft können immer weniger Menschen leben. Chancengleichheit, Gesundheitsversorgung, Arbeitsplätze und kurze Wege auf dem Land, für immer eine Utopie?
Sehr geehrter Herr Junk,
danke für Ihre Frage.
Sie beschreiben sehr richtig, dass die verschiedenen Faktoren – Wohnen, Arbeit, Umwelt/Verkehr, Gesundheit – zusammenhängen.
Wir stehen vor einem massiven Investitionsstau, der durch die neoliberale Sparpolitik der Schwarzen Null verursacht wurde. Das gilt auch für den ländlichen Raum: stillgelegte Schienen, schlecht ausgebauter öffentlicher Nahverkehr, baufällige Straßen, Brücken und Schulgebäude, geschlossene Schwimmbäder, Sparkassen und kleine Läden, weniger Ärzte und Pflegeangebote, Funklöcher und ein lahmes Internet.
Die Kommunen brauchen eine bessere Finanzausstattung - auch um der Wohnungsnot, besonders in den Städten, etwas entgegensetzen zu können. Mit einem gut ausgebauten Nahverkehr können auch Wohngegenden außerhalb der Zentren wieder attraktiver werden. DIE LINKE macht konkrete Vorschläge, wie wir öffentliche Infrastrukturen ausbauen können, wie wir den sozial-ökologischen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft angehen wollen, wie die Gesundheitsversorgung und Pflege für alle bestmöglich sichergestellt werden kann und wie eine moderne und klimabewusste Verkehrspolitik aussieht. Im Gegensatz zu anderen Parteien haben wir mit unserem Steuerkonzept auch gezeigt, wie das finanziert werden kann.
Mehr Infos finden Sie dazu in unserem Wahlprogramm: https://www.die-linke.de/wahlen/wahlprogramm-2021/
Mit besten Grüßen, Ihre Jessica Tatti
Weitere Fragen an Jessica Tatti
Wir sind überzeugt, dass der Krieg dringend diplomatische Initiativen benötigt, um einerseits internationale Sicherheitsgarantien für die Ukraine (am Besten unter Einbindung Chinas) zu erwirken und um andererseits einen Sicherheitspuffer herzustellen, der zum Abbau der Spannungen mit der Nuklearmacht Russland führt.
Wir fordern eine strengere Kartell- und Preisaufsicht und selektive Preisdeckel auf Märkten mit Profitinflation und hoher Marktmacht sowie eine Übertragung der Energienetze in öffentliche Hand, da die Netzentgelte einen hohen Anteil an den Energiekosten einnehmen.
Wir fordern nicht "mehr Sanktionen" sondern, dass ältere Beschäftigte, die lange in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt haben, länger Anspruch auf Arbeitslosengeld haben, um erst gar nicht in das Bürgergeld zu rutschen.
Das BSW setzt sich für Wohlstand, soziale Gerechtigkeit und Diplomatie ein.