Frage an Joachim Pfeiffer bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

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Joachim Pfeiffer
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Frage an Joachim Pfeiffer von Katja R. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Dr. Pfeiffer,

da ergeben sich aber gleich mehrere Fragen bei Ihren Antworten.
Sie schreiben:"Um ökonomische Zusammenhänge abbilden und untersuchen zu können, müssen wissenschaftliche Studien auch auf das Mittel der Abstraktion zurückgreifen. Mit Hilfe von Modellen wird die Realität in vereinfachter Form dargestellt. Diese Modelle beruhen notwendigerweise auf Annahmen, was aber nichts an ihrer Wissenschaftlichkeit ändert."

Das würde ich für ein Gebiet gelten lassen, auf dem es noch keinerlei empirische Daten gibt, auf welche man sich berufen kann. Für das Feld der Ökonomie gilt das aber nicht, da gibt es zuhauf empirische Daten auf, die sich eine Studie stützen könnte. Ich arbeite selbst in einem technische Bereich, für den es auch gute, sogar abgesicherte Formeln zur Berechnung möglicher Einstellungen gibt, aber meine Erfahrungswerte haben die Nutzung der Formeln mittlerweile überflüssig gemacht. Ist das deswegen unwissenschaftlich?
Warum lassen sie solche abstrackten Mittel bei einer so wichtigen Frage gelten?
Desweiteren schreiben Sie: "Davon hängen nicht nur Millionen Arbeitsplätze in diesem Land ab, sondern unser gesamtes Wirtschafts- und Sozialmodell. "

Finden Sie es denn sinnvoll, da Deutschland so enorm abhängig von der Weltwirtschaft ist? Wäre eine mehr auf den Binnenmarkt ausgerichtete Wirtschaft nicht viel stabiler und wünschenswerter?

Dann führen Sie aus :"Es bietet uns die historische Chance, Einfluss auf die weltweiten Handelsgespräche und auf die weltweite Setzung von Umwelt- und Verbraucherschutzstandards zu nehmen." Halten Sie die Gegner des TTIP für naiv, dumm, oder unwissend, die das Gegenteil befürchten?
Warum solle denn Amerika ein wirtschaftliches Interesse daran haben, unsere Standards zu übernehmen? Wie wollen Sie diese denn durchsetzen, wenn es nicht mal innerhalb der EU gelingt?
Es wäre schön, wenn Sie die Bedenken der Bevölkerung ernst nehmen und nicht einfach wegwischen.

Mit freundlichen Grüssen
Katja Rauschenberg

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Sehr geehrte Frau Rauschenberg,

ich kann nur wiederholen, dass ich Ihre Kritik an den wissenschaftlichen Studien nicht teile. Ihre Aussage, dass es in der Ökonomie zahlreiche empirische Daten gibt, auf die sich eine Studie stützen kann, steht keinesfalls im Widerspruch zu meinen Äußerungen.

Zu Ihrer Frage nach Deutschlands Verflechtung mit der Weltwirtschaft: Deutschland profitiert als Exportnation wie kaum ein anderes Land von einer hohen Nachfrage aus dem Ausland. Eine enge Verflechtung mit anderen Volkswirtschaften ist für unsere heimische Wirtschaft überlebenswichtig und sichert eine hohe Zahl von Arbeitsplätzen und damit unseren Wohlstand. Auch wenn die Stärkung der Binnennachfrage eine Stütze der Konjunktur in unserem Land darstellt, ist ein Rückfall in den Protektionismus keine gangbare Alternative. Als Teil der globalisierten Welt ist Deutschland, genau wie andere Staaten, eng mit der Weltwirtschaft verbunden. Diese Verbindung schafft notwendigerweise gegenseitige Abhängigkeiten. Eine rein auf den Binnenmarkt ausgerichtete Wirtschaft ist weder eine realistische Alternative, noch ist dies in meinen Augen erstrebenswert. Ich ziehe ein System der wechselseitigen Verflechtung und des freien Austauschs von Waren und darauf aufbauende partnerschaftliche Beziehungen zu anderen Staaten vor.

Die Aussage, dass TTIP uns die Möglichkeit bietet, die weltweite Setzung von Standards zu beeinflussen, bedeutet nicht, dass ich Bedenken von Kritikern einfach ignorieren würde. Im Gegenteil, ich nehme die geäußerten Bedenken ernst und wiederhole nochmals: Ein Absenken des hohen europäischen Niveaus von Produktsicherheit und Verbraucherschutz, insbesondere im Lebensmittelbereich, steht nicht zur Debatte. Vielmehr möchte ich meine Überzeugung zum Ausdruck bringen, dass wir unser Anliegen einer weltweiten Setzung möglichst hoher Standards im Verbund mit den Amerikanern effektiver durchsetzen können. Angesichts anderer aufstrebender Akteure wie China oder Indien wird uns eine Umsetzung unserer europäischen Vorstellungen auf globaler Ebene allein nur schwerlich gelingen. Hier gilt also die bekannte Devise: gemeinsam sind wir stark.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Joachim Pfeiffer