Frage an Johanna Voß bezüglich Familie

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Johanna Voß
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Frage von Willi W. •

Frage an Johanna Voß von Willi W. bezüglich Familie

Hallo Fr. Voß,

1.Finden Sie es in Ordnung,dass das Renteneintrittsalter für Arbeitnehmer auf 67 erhöht wird, der Beginn des Pensionsalter für Beamte unverändert bleibt?
2. Finden Sie es sinnvoll und notwendig, dass z.B. Lehrer verbeamtet werden und sollte sich dies nicht auf Polizei und Justiz beschränken?
3. Wäre es nicht sinnvoll, wenn z.b. wie in der Schweiz alle Bürger in die Rentenkasse einzahlen?

viele Grüsse

W.Witt

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geeehrter Herr Witt,

na, endlich mal eine Frage, die nichts mit Atom zu tun hat.

So, ich finde es gar nicht in Ordnung, dass es die Rente erst ab 67 geben soll. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie sogar erst ab 69 gezahlt werden soll. Solche Pläne gibt es schon. Und Sie wissen ja, dass erst nach der Wahl der große Kassensturz kommt. Dass heisst, groß wird der gar nicht, weil dann gesagt wird: Die Kasse ist leer.

Sie könnte voll sein. In unserem Land liegt auf Sparkonten genau soviel Geld, wie dem Staat fehlt. Nach 20 Jahren Politik, die Geld von unten nach oben geschaufelt hat, ist es an der Zeit, umzusteuern!

Anhaltende Massenarbeitslosigkeit, die Ausweitung prekärer Arbeit und sinkende Löhne haben bei vielen Menschen zu wachsenden Lücken in ihrer Erwerbsbiografie und damit fehlenden Beitragszeiten in der Rentenversicherung geführt.Dazu kommen noch niedrigere Beiträge aufgrund niedrigerer Löhne. Allein diese Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen bereits das Risiko zukünftiger Altersarmut. Die Rentenreformen von SPD und Grünen sowie CDU/SPD lassen obendrein das Niveau der gesetzlichen Rente langfristig dramatisch sinken. Die Versicherten sollen das durch mehr private Vorsorge („Riestern“) ausgleichen. Im Gegensatz zu den Einlagen der Gesetzlichen Rentenversicherung sind die privat angelegten Gelder zur Alterssicherung vor einer Finanzkrise nicht gesichert. Doch wer erwerbslos ist oder wenig verdient, hat dazu keine wirkliche Chance. So potenziert sich das Risiko von Altersarmut.

Die Rentenreformen der letzten Jahre wurden volksverdummend mit der demografischen Entwicklung und zu hohen „Lohnnebenkosten“ begründet. Es geht aber durchaus anders:

DIE LINKE fordert einen grundlegenden Kurswechsel in der Rentenpolitik. Die gesetzliche Rente muss wieder zum Zentrum der Alterssicherungspolitik werden und den Lebensstandard im Alter sichern. Menschen mit einem durchschnittlichen Einkommen müssen wieder Renten erhalten, die einen deutlichen Abstand zur Grundsicherung aufweisen. Dazu müssen sämtliche Kürzungen aus der Rentenformel gestrichen werden. Wir wollen einen flexiblen Rentenbeginn vor dem 65 Lebensjahr ermöglichen, die Altersteilzeit unbefristet födern, Altersarmut verhindern (kein Mensch darf im Rentenalter weniger als 800 Euro/Monat zum Leben haben, aus gesetzlicher Rente oder Grundsicherung).

Ihr Vorschlag, dass alle Bürger in die Rentenkasse einzahlen, findet sich schon in unserem Wahlprogramm. Dort heisst es: Auch Selbständige, Beamte und Politiker/innen sollen in sie einzahlen. Die Beitragsbemessungsgrenze wollen wir aufheben. Dadurch wird mehr Geld in die Rentenkasse eingezahlt, das dann gerechter verteilt werden kann. Dieser Solidarausgleich soll erweitert werden, damit Phasen der Erwerbslosigkeit oder Kinderbetreuung und niedrige Löhne nicht in die Altersarmut führen. Insbesondere sollen für Arbeitslosengeld II-Beziehende höhere Beiträge zur Rentenkasse geleistet und die Rentenansprüche von Geringverdienenden aufgewertet werden. Ungerechte Berechnungsgrundlagen in der Rente zwischen Ost und West müssen 20 Jahre nach der deutschen Einheit endlich beseitigt werden. Kein Mensch soll im Alter weniger als 800 Euro aus der Rente oder Grundsicherung haben. All dies muss von einer Politik für gute Arbeit und gute Löhne flankiert werden.

Wir gehen das an!!!

Noch zu ihrem Vorschlag, Lehrer nicht mehr zu verbeamten:

Ja, ich denke auch, dass Lehrer nicht Beamte sein müssen. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch eine Lehrerin mal den Beruf wechseln will. Wichtig ist, dass wir mehr Lehrkräfte einstellen, und dass wir sie anständig bezahlen, ob nun verbeamtet oder nicht. Im Herbst fehlen 40.000 Lehrer, immerhin 60 Prozent mehr als im letzten Jahr. das ist eine erschreckende Zahl. Auf viele Schülerinnen und Schüler kommen erhebliche Stundenausfälle, weniger qualifizierter Unterricht, schlechtere Vorbereitung auf Abschlussprüfungen und weniger Betreuung und Ansprechpartner zu. Außerdem gehen die Vorstellungen der herrschenden Politik dahin, eine gute Bildung dem Geldbeutel der Eltern anheimzustellen. Die Privatschulen in Deutschland boomen. Will man denen einen Vorteil verschaffen, indem die Regelschulen unterfinanziert und qualitativ Unterdurchschnitt bleiben? In den USA konnte ich solche Verhältnisse schon 1972 beobachten.

Der Lehrermangel ist Ergebnis einer Politik, die Bildung verkümmern lässt. Während Milliarden in Banken gepulvert werden, reichen der herrschenden Politik in der Bildungspolitik Sonntagsreden und symbolische Gesten. Bildung muss endlich zur politischen Priorität werden. Es braucht Milliardenausgaben - auch um den Lehrerberuf wieder attraktiver zu gestalten. Es darf nicht sein, dass führende Politiker für die Bildungsmisere Lehrerinnen und Lehrer verantwortlich machen. Damit versuchen sie nur, ihre eigene Verantwortung für eine miserable Bildungspolitik zu leugnen.

Ich hoffe, ich habe ich Ihre Fragen nun ausreichend beantwortet.

Hoffen wir das Beste und einen freundlichen Gruß

Johanna Voß