Sehr geehrter Herr Rief!

Mit Blick auf die programmatisch zunehmend schwerer voneinander zu differenzierende Parteienlandschaft in Deutschland, stelle ich mir, als künftige Wählerin, nun die Frage, inwiefern die CDU dem christlichen Anspruch, den sie im Namen führt, überhaupt noch gerecht wird, oder besser gesagt wie und mit welchen Mitteln und Zielen sie aus einem christlichen Hintergrund heraus Politik gestaltet.
Hinzu kommt, dass ja auch in anderen Parteien überzeugte Christen vertreten sind, die sich für die Gestaltung der Gesellschaft engagieren, sodass es also nicht allein in Ihrer Partei Menschen gibt, die ihre Überzeugungen auf die Werte des Christentums gründen.
Darüber hinaus frage ich mich im allgemeinen, inwiefern ein Mann des Staates seinen Glauben in die Öffentlichkeit tragen darf, bzw. inwieweit ein Politiker von seinen religiösen Überzeugungen motiviert Realpolitik gestalten kann und soll, zumal in einem säkularisierten Staat, in dem die Religion als Angelegenheit des Privaten ja eigentlich keine Rolle für die Arbeit in öffentlichen Ämtern spielen darf.
Zuletzt möchte ich die Frage anschließen, warum die christliche Ethik Ihrem Empfinden nach zur Richtschnur von Politik gemacht werden sollte und was die Gesellschaft dadurch gewinnt. Ist es nicht vielmehr so, dass der Christ, als Idealist, der er in gewissem Maße ja ist, leicht in Konflikt mit der Parteipolitik geraten kann, die zwangsläufig pragmatisch und kompromiss orientiert sein muss?

Ich wäre Ihnen sehr dankbar für eine rasche Beantwortung meiner Fragen, da eine solche mich nach eigenem Ermessen immens in meiner persönlichen politische Bildung voranbringen würde.

Mit freundlichen Grüßen und vielen Dank für Ihre Mühe,
Vera Dudik