Frage an Julia Klöckner bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

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Julia Klöckner
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Frage von Michael v. •

Frage an Julia Klöckner von Michael v. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrte Frau Klöckner,

nach dem jüngsten Ausbruch der Klassischen Geflügelpest in Nürnberg im Zusammenhang mit Geflügeltransporten aus dem mit dem Vogelgrippevirus infizierten Betrieb in der Tschechei bröckelt die bereits in der Vergangenheit umstrittene und unbewiesene Zugvogeltheorie als Ursache der Virenübertragung gewaltig (vgl. http://www.provieh.de , dpa-Mitteilung in Augsburger Allgemeine vom 28. Juni 2007). Selbst das meinungsbildende Friedrich-Löffler-Institut rückt von der Zugvogeltheorie, wofür es Millionen an Forschungsgelder bekommen hat, ab ( http://www.fli.de ). Eine Langzeitstudie in der DDR von 1977 bis 1989 belegt, dass der Vogelgrippevirus in diesem Zeitraum in der Vogelwelt und im Haustierbestand heimisch war (vgl. Geflügel-Börse 6/2006). Es liegt auf der Hand, dass der Virus schon vor 1977 heimisch war und nach 1989 heimisch geblieben ist. Warum wurden diese Erkenntnisse bislang im Agrarausschuss nicht berücksichtigt? Um die Geflügelbestände zu schützen, hilft nur ein Impfen. Das ist jederzeit mit den heute erhältlichen Impfmitteln (per Nadel) möglich. Sie haben auch Markerqualität (vgl. http://www.intervet.de )! Der einzige Nachteil: Die Wirtschaftsgeflügelzucht kommt ein Impfen aufgrund ihrer täglich produzierten Tiermasse teuer, wie Sie sich selbst ausrechnen können. Deshalb werden fragwürdige Pseudoargumente gegen ein Impfen vorgebracht. Bei derselben Grundproblematik im menschlichen Bereich, dem Impfen gegen (normale) Grippe, werden die gleichen angeblichen Probleme völlig ignoriert! Was unternehmen Sie gegen solche Pseudoargumente, die selbst Minister Seehofer verbreitet? Warum nimmt der Agrarausschuss dafür eine unnötige tierquälerische Einstallungen in Kauf, obwohl einem Impfen aus biologischem Blickwinkel nichts entgegensteht? Wie weit ist die Entwicklung des von Minister Seehofer angeblich forcierten Impfstoffes auf Trinkwasser- bzw. Spraybasis gediehen?

Mit freundlichen Grüßen
Michael von Lüttwitz

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Sehr geehrter Herr Lüttwitz,

vielen Dank für Ihrer Mail, in der Sie mich auf den Ausbruch der Vogelgrippe und die Möglichkeit einer Impfung hinweisen.

Eine Impfung wird leider nicht der richtige Weg sein können, um das Problem in den Griff zu bekommen. Denn nach den bisherigen Studien gibt es hierbei erhebliche Probleme. Laut einer Vielzahl an Ergebnisse scheiden offenbar auch zweimal geimpfte Tiere nach einer Belastungsinfektion noch eine so große Virusmenge aus, dass so genannte naive Hühner sterben. Eine Verbreitung des hochpathogenen Feldvirus unter einer Impfdecke kann ohne ein umfassendes und praktikables DIVA-System - also bei der Unterscheidung infizierter nicht geimpfter und infizierter geimpfter Tiere - nicht sicher ausgeschlossen werden. Ein brauchbares DIVA-System existiert für die allein zum Einsatz zugelassenen inaktivierten Vollvirusimpfstoffe nicht. Der Einsatz eines Geflügelpestimpfstoffes stellt deshalb gegenwärtig keine Bekämpfungsalternative dar.

Vielmehr müssen wir weiterhin versuchen, die wichtigsten Sicherheitsvorkehrungen effektiv umzusetzen. Vor allem im Sperrbezirk müssen wir Verbringungsverbote für Geflügel und –erzeugnisse und Desinfektionsvorgaben für Geflügelbetriebe einhalten. Vorsicht ist immer besser als Nachsicht, blinder Aktionismus und willkürliche Impfungsaktionen ohne Aussicht auf Erfolg, sind dabei aber sicherlich nicht zielführend.

In diesem Sinne beste Grüße,
Julia Klöckner

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