Sehr geehrter Herr Gerbsch,

ich habe, wie Sie zutreffend festgestellt haben, für den Tornadoeinsatz der deutschen Bundeswehr in Afghanistan gestimmt. Gerne lege ich Ihnen die Gründe für mein Abstimmungsverhalten dar. Grundsätzlich möchte ich Ihnen sagen, dass mir die Abstimmungen über die Entsendung von Soldaten der Bundeswehr stets schwer fallen und ich mein Abstimmungsverhalten genau prüfe und abwäge. Schließlich geht es bei den Soldaten auch um Menschen mit Familien und deren Zukunft.

Die Lage in Afghanistan kann nur durch einen zivilen Wiederaufbau, der friedlich und Hand in Hand mit den Afghanen erfolgen muss, normalisiert werden. Leider wird jedoch das Ziel eines friedlichen Afghanistan nicht von allen Gruppierungen des Landes geteilt. Einige Wenige versuchen ein Klima des Hasses und der Gewalt zu etablieren und nehmen dabei weder auf die stationierten Soldaten noch auf die wehrlosen Zivilisten Rücksicht. Unter diesen Umständen ist es den zivilen Wiederaufbauhelfern nicht möglich ihre Arbeit zu verrichten. Die Verursacher dieses Terrors lassen sich durch Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen nicht erreichen - im Gegenteil, derartige Einrichtungen sind oft genug Ziele ihrer Anschläge. Immer wieder sehen wir blutige Bilder in den Nachrichten, die Gewalttaten gegen die eigene Bevölkerung aufzeigen. Diese Terroristen verfolgen das Ziel, den früheren Zustand in Afghanistan wiederherzustellen. Damit verbunden wäre auch die Wiedereinführung des grausamen Strafrechts der Scharia und die Unterdrückung von Andersdenkenden und der Frauen.

In diesem Falle wäre wohl der Wiederaufbau des Landes beendet. Gerade auch die Aggressionen gegen die Aufbauhelfer belegen diese Auffassung. Aus diesen Gründen habe ich mich letztlich dafür entschieden, für diesen Einsatz der Bundeswehr zu stimmen. Jetzt geht es darum, dass das Gleichgewicht zwischen militärischem Handeln und Wiederaufbau nicht gefährdet wird. Denn das zu erreichende Ziel ist ziviler Natur und kann nur durch zivilen Wiederaufbau erreicht werden. Hier müssen wir in Zukunft weiter unseren Schwerpunkt setzen. Die Bundeswehr tut dies bereits vorbildlich.

In der Hoffnung, dass die Soldaten der Bundeswehr bald nicht mehr im Ausland benötigt werden verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen

Kai Wegner