Frage an Katarina Barley bezüglich Gesundheit

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Katarina Barley
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Frage von Volker U. •

Frage an Katarina Barley von Volker U. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Dr. Barley,
einem Beitrag der Welt am Sonntag vom 6.9.2020 "Deutschland und die EU liegen im Rennen um Impfstoff zurück", konnte ich entnehmen, daß die EU 300 Mio Impfstoffdosen für 446 Mio Bürger bei Astra Zeneca gesichert hätte. Mit anderen Worten reicht diese Menge noch nicht einmal aus, die gesamte Bevölkerung einmal zu impfen. Die USA und GB haben sich wesentlich höhere Dosen für ihre Bevölkerung gesichert und dies auch noch bei diversen Anbietern (z.B. GB 340 Mio Dosen für 66 Mio Einwohner, USA 800 Mio Dosen für 330 Mio Einwohner). Zu allem Überfluß war heute den Medien zu entnehmen, daß ausgerechnet Astra Zeneca die Testserie stoppen mußte, da bei einem Probanden schwerwiegende Nebenwirkungen aufgetreten sind. Können Sie mir bitte dieses auffällige Mißverhältnis zu Lasten der EU-Bevölkerung erklären und welchen Plan B hat die EU, wenn das georderte Vakzin, die Zulassung nicht erhalten sollte?
Vielen Dank für Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüßen

V. U.

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Sehr geehrter Herr U.,

Die Entwicklung und Bereitstellung eines wirksamen und sicheren Impfstoffs gegen das Coronavirus ist eine dauerhafte Lösung zur Überwindung der Pandemie. Hierbei muss sichergestellt werden, dass die Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit von Impfstoffen gewährleistet ist und zugleich die weltweiten Solidaritätsbemühungen weiter vorangetrieben werden sollen. Die Europäische Kommission arbeitet derzeitig daran einen möglichst schnellen, gleichberechtigten Zugang zu einem erschwinglichen Impfstoff für alle Menschen in der EU zu ermöglichen. Diese Bemühungen konzentrieren sich auf zwei Bereiche: Zum einen die Sicherstellung einer ausreichenden Produktion von Impfstoffen in der EU durch Abnahmegarantien für Impfstoffhersteller über das Soforthilfeinstrument. Zusätzlich zu solchen Garantien können weitere Finanzmittel und andere Formen der Unterstützung bereitgestellt werden. Zum anderen die Anpassung der EU-Rechtsvorschriften an die derzeitige Dringlichkeit, um unter Einhaltung der Standards für die Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit von Impfstoffen die Entwicklung, Zulassung und Verfügbarkeit zu beschleunigen.

Die rechtlichen Rahmen sehen einen Ankauf von 300 Millionen Dosen des Impfstoffs von AstraZeneca im Namen aller EU-Mitgliedstaaten vor, sobald der Impfstoff nachweislich sicher und gegen COVID-19 wirksam ist. Es besteht jedoch eine Option auf weitere 100 Millionen Dosen. Die Europäische Union hat jedoch nicht nur eine Vereinbarung mit AstraZeneca, sondern auch mit anderen Impfstoffherstellen wie Sanofi-GSK, CureVac, Johnson & Johnson BioNTech-Pfiter und Moderna abgeschlossen. Weitere Vereinbarungen sind kurz vor ihrem Abschluss. Noch ist es sehr ungewiss, wer mit einem möglichen Impfstoff auf den Markt kommen wird. Aus diesem Grund ist die Europäische Kommission, in enger Zusammenarbeit mit den Mitgliedsstaaten, darauf bedacht, ihre Bemühungen möglichst weit zu streuen.

Bezüglich der Unterbrechung bei AstaZeca kann ich Ihnen mitteilen, dass es sich um ein ganz normales Vorgehen während klinischen Studien handelt. Der einzige Unterschied ist, dass diesmal die gesamte Welt auf die forschenden Unternehmen blickt. Es handelt sich um eine Routinemaßnahme, die immer dann während klinischen Studien durchgeführt werden muss, wenn in einer der Studien eine möglicherweise ungeklärte Krankheit vorliegt. Während die Ursache untersucht wird, um sicherzustellen, dass die Integrität der Studien erhalten bleibt, setzt man den Fortlauf der Studie erstmal aus.

Ich hoffe, dass ich Ihnen einen besseren Einblick in das aktuelle Geschehen geben konnte. Für weitere Fragen und Anmerkungen wenden Sie sich am besten an das fachlich zuständige Büro meines Kollegen Tiemo Wölken (info@tiemo-woelken.de )

Mit freundlichen Grüßen

Katarina Barley

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