Frage an Katja Kipping bezüglich Finanzen

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Katja Kipping
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Frage von Alfred B. •

Frage an Katja Kipping von Alfred B. bezüglich Finanzen

Werte Fr. Kipping,

zu Ihrem enthusiastischem Eintreten für ein Bed.-Grundeinkommen hätte ich (als Steuerzahler) ein paar Fragen.
Nehmen wir folgendes Szenario:
Ich bin 21, habe die Schule abgebrochen ohne Abschluss, habe keine Lust auf Ausbildung sondern beschliesse - nichts zu tun. Also beantrage ich das BGE - d.h. ich bekomme:
- Wohnung
- Geld
- Heizung
- Versicherung
- Rentenbeiträge
- Krankenkassenbeiträge
- Ärztliche Behandlung
- ...
und das für die nächsten 46 jahre, bis ich eben mit 67 in Rente gehe. Sinnvollerweise werde ich natürlich mein Leben in Südeuropa verbringen, weil Zahlungen ja auch dorthin geleistet werden. Repressalien habe ich nicht zu befürchten - ist ja bedingungslos.

Frage 1: Das zahle ich als Steuerzahler?
Frage 2: Meinen Sie das ernst?

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Bulenz,

herzlichen Dank für Ihre Fragen zum Grundeinkommen.

Richtig ist, dass Sie, auch wenn Sie absolut nichts tun würden (was ich mir schwer vorstellen kann), natürlich weiterhin Steuerzahler für die nötigen Ausgaben in unserem Land sind - sofern Sie in unserem Land bleiben. Sie zahlen ja zumindest weiterhin Mehrwertsteuer.

Einiges möchte ich klarstellen, weil in Ihren Fragen einiges schief gerät: Ein Grundeinkommensbeziehender bekommt keine Wohnung, auch keine Heizung, wie Sie meinen, sondern ein Grundeinkommen. Damit kann er sich z.B. eine Wohnung (mit Heizung) mieten. Und wenn er keine weiteren Einkommen hat, hat er natürlich auch eine kostenfreie Krankenversicherung. Grundeinkommen und Krankenversicherung selbstverständlich auch nicht nur bis zum Rentenalter, wie Sie annehmen, sondern ein Leben lang.

Über verschiedene Ausgestaltungs- und Finanzierungsansätze des Grundeinkommens können Sie sich auf der Website des Netzwerks Grundeinkommen (unter Idee) informieren. Dort können Sie auch nachlesen, wie ernst es den verschiedenen ProtagonistInnen mit dem Grundeinkommen ist. In dem Modell, das ich präferiere, haben übrigens Einkommenssteuerzahler (bis zu einem Bruttoeinkommen von 7.000 Euro) mehr in der Tasche als heute. Möglicherweise wäre das auch für Sie attraktiv.

Sollten Sie unser Land verlassen wollen, also Ihren Lebensmittelpunkt in ein anderes Land verlegen, so wie es Ihr Szenario andeutet, kann ich Ihnen leider nicht voraussagen, wie im von Ihnen gewählten Land die Fragen des Grundeinkommens dann bereits geregelt sind. Unter http://www.grundeinkommen.de können Sie in der FAQ-Liste dazu nachlesen, dass die allgemeine Auffassung vorherrscht, das jeweilige Grundeinkommen an das Land des Wohnsitzes zu binden. Aber vielleicht werden Sie in den von Ihnen genannten Szenario von den Schönheiten Italiens so berührt, dass Sie künstlerisch aktiv werden oder Sie engagieren sich in einem Umweltschutzprojekt - vorausgesetzt Italien führt das Grundeinkommen bis dahin ein.

Mit freundlichen Grüßen
Katja Kipping