Frage an Katja Kipping

Portrait von Katja Kipping
Katja Kipping
DIE LINKE
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Katja Kipping zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Ernst V. •

Frage an Katja Kipping von Ernst V.

Sehr geehrter Frau Kipping,

ich wende mich an Sie in Ihrer Funktion als Parteivorsitzende der Linken. Nachdem mit der Abstimmung vom 19.08. weitere Milliardenrisiken für Deutschland aufgenommen wurden stellt sich mir die Frage nach den Verursachern dieser Krise. Deshalb meine Frage:

Wann setzten Sie sich für die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses ein der die Umstände des Beitrittes Griechenlands in die Eurozone durchleuchtet und klärt was die damalig Bundesregierung von den statistischen Manipulationen der griechischen Regierung wusste? Wann ist mit der Einsetzung des Untersuchungsausschusses zu rechnen?

Bei verhältnismäßig „kleinen“ Beträgen („nur 668 Millionen“) wie beim Euro-Hawk wurde schnell ein Untersuchungsausschuss eingesetzt.

Vielen Dank für Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüßen

Portrait von Katja Kipping
Antwort von
DIE LINKE

Lieber Herr Vogtmann,

vielen Dank für Ihre Frage. Ein Untersuchungsausschuss ist ein geeignetes Instrument, um etwas über Missstände, die von Regierungen vertuscht werden, herauszufinden. Ein Untersuchungsausschuss ermöglicht dem Bundestag, unabhängig von anderen Staatsorganen und mit hoheitlichen Mitteln alle Sachverhalte zu prüfen, die er für aufklärungsbedürftig hält.

In der Tat ist zutreffend, dass Griechenland, wie auch andere Staaten, beispielsweise Italien und Belgien bei Aufnahme in die EWWU die Konvergenzkriterien nicht erfüllte. Das ist seit gut fünfzehn Jahren bekannt, es gab ein Verfahren der Kommission gegen Griechenland und breite Presseberichterstattung, so dass die zeitlichen Abläufe bekannt sind. Neues lässt sich also mit einem Untersuchungsausschuss nicht herausfinden. Enthüllungen sind nicht gerade zu befürchten.

Die Skandalisierung dieser von der griechischen Regierung vor mehr als zehn Jahren eingestandenen Unregelmäßigkeiten benutzt die derzeitige deutsche Bundesregierung vor allem, um den schwarzen Peter ihrer völlig missglückten Krisenpolitik in Folge der Finanzkrise nach Griechenland weiterzureichen. Das macht sich in Talkshows halbwegs gut, besonders produktiv ist es nicht.

Dieses Vorgehen ist auch nicht besonders neu; zwischen 2001 und 2005, als Deutschland die Konvergenzkriterien nicht erfüllte, hat man immer gern auf Griechenland verwiesen und gefordert, dass man bei Deutschland auch nicht so genau hinsehen möge. Letztlich erfolgreich — das Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland wurde eingestellt.
Wichtiger als in einem Untersuchungsausschuss über bereits bekannte Dinge zu sprechen, wäre es, die gegenwärtige Krisenpolitik der Merkelregierung zu diskutieren.

Herzliche Grüße
Katja Kipping