Frage an Katja Kipping bezüglich Gesundheit

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Frage von Peter G. •

Frage an Katja Kipping von Peter G. bezüglich Gesundheit

Guten Tag,
nach den Ihnen vorliegenden Informationen und Schätzungen, wie schlimm werden Kollateralschäden der sogenannten „Coronamaßnahmen“ für die von Ihnen vertretenen Bürger? Insbesondere, wie wird sich die deutlich steigende Arbeitslosigkeit und die begonnene Pleitewellen, Ihrer Meinung nach, auf die Gesundheit der Menschen in Deutschland, Europa und in der Dritten Welt auswirken?
Wieviel Menschen werden, Ihrer individuellen Meinung nach, als direkte und auch als indirekte Folge kurz- oder langfristig physisch oder psychisch erkranken und sogar sterben?
Wie hoch schätzen Sie die Todesrate der Menschen in der Dritten Welt ein, die als direkte Folge unserer Maßnahmen jetzt bereits hungern, erkranken und sterben?
Aufgrund der aktuell verfügbaren Informationen, unter anderem hier https://www.swr.de/swraktuell/ngo-coronavirus-entwicklungslaender-100.html müsste eine persönliche Einschätzung möglich sein.

Vielen Dank

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DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Grawitz,

vielen Dank für Ihre Fragen. Dass die derzeitigen Beschränkungen auf Grund der Corona-Pandemie für viele Menschen gravierende Einschnitte bedeuten, ist offenkundig. Es wäre ziemlich anmaßend, zu bewerten, wie „schlimm“ diese für jede/n Einzelne/n sind.

Wenn das Einkommen wegbricht, wenn die Unterstützung bei der Betreuung von Angehörigen wegfällt, wenn soziale Kontakte eingeschränkt sind und therapeutische Hilfen wegfallen, dann bedeutet das ohne Frage eine massive Belastung.

Selbstverständlich gibt es diverse Schätzungen und Modellrechnungen, welche die Konsequenzen unterschiedlicher Szenarien abschätzen. Da alle Szenarien von gegenwärtigen sowie künftigen politischen und gesellschaftlichen Entscheidungen abhängen, lässt sich nicht eine einzelne Zahl nennen. Alle relevanten wissenschaftlichen Publikationen kommen jedoch zu dem Schluss, dass die sozialen und ökonomischen Folgen eines einfachen „Durchlaufens“ der Pandemie ohne Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung unvergleichbar gravierender wären. Ein Zusammenbruch des Gesundheitssystems wie er in anderen Ländern bereits vorgekommen ist, würde in Deutschland hunderttausende Menschenleben kosten. Die ökonomischen Folgen wären immens. Ganz zu schweigen, was es ethisch für eine Gesellschaft bedeutet, den Tod von hunderttausenden Menschen einfach in Kauf zu nehmen.

DIE LINKE setzt sich daher für einen Schutzschirm für all jene ein, die besonders von den Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie betroffen sind, ein. Das bedeutet insbesondere die Anhebung des Kurzarbeitergeldes auf 90 Prozent, die Kompensation von Einkommensverlusten von Soloselbstständigen und Kleinunternehmen, ein Pandemieüberbrückungsgeld sowie einen Zuschlag für Bezieher von Arbeitslosengeld II und Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsunfähigkeit.

Wie Sie richtig schreiben, sind die Gesundheitssysteme im globalen Süden deutlich gefährdeter. Die gesamten Mittel der WHO zur Unterstützung von Ländern in Lateinamerika, Afrika, Asien und dem Nahen Osten bei der Bekämpfung der Pandemie entsprechen den Notmitteln von Niedersachsen. Es gibt eine Reihe von Ländern, in denen es kein einziges Beatmungsgerät oder nur eine einstellige Anzahl für Millionenbevölkerungen gibt. Es ist wichtiger denn je, Gesundheit als globales Gut zu begreifen und die betreffenden Gesellschaften bei der Herstellung funktionsfähiger Gesundheitssysteme zu unterstützen.

Freundliche Grüße
Katja Kipping