Frage an Katja Kipping bezüglich Umwelt

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Katja Kipping
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Frage von Robert V. •

Frage an Katja Kipping von Robert V. bezüglich Umwelt

Verehrte Frau Kipping,

als Brauherr der einzigen Enzkreisbrauerei (Adler-Bräu Wiernsheim) und vierfacher Familienvater sorge ich mich um unsere Energie- und Lebensmittelversorgung.

Wir greifen unter dem Deckmäntelchen des Umweltschutzes massiv und direkt in unser Klima ein, indem wir Wind bremsen, Täler überfluten, Feststoffe verheizen und der Erde Wärme entziehen. So produzieren wir teuren klimaschädlichen Strom!
Wir subventionieren "Biomasse" für "Bio"-Heizkraftwerke und "Bio"-Diesel (den übrigens kein Bio-Bauer tankt!) und schädigen damit den Markt für Getreideanbau für Lebensmittel.
Die weltweite Unterversorgung mit Braugerste und Hopfen seit nunmehr schon zwei Ernten spricht da bereits eine deutliche Sprache. Müssen wir warten, bis auch das Brot knapp wird? Muss es sein, dass die "Bio"-Lobby und deren wirtschaftliche Klientel weiter gemästet wird während wir Lebensmittelerzeuger und Familien unter dem Preisdruck zusammenbrechen?
Was wir brauchen ist freie landwirtschaftliche Entwicklung. Eine Landwirtschaft, die zu fairen Preisen eine gute Versorgung bieten kann. Und eine wahrhaft umweltverträgliche, preiswerte Energieversorgung, die eindeutig nur Kernenergie darstellt.
Wie sieht Ihre Einstellung zu unserem Anliegen aus?

Mit freundlichen Grüßen
Robert Volk

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Volk,

vielen Dank für Ihre Anfrage zum Thema Energie- und Lebensmittelversorgung. Ich teile Ihre Meinung insofern, dass es keine Konkurrenz zwischen Teller und Tank - also zwischen Nahrungsmittel- und Bioenergieproduktion - geben darf. Auch ich bin gegen eine energetische Nutzung von hochwertigen Nahrungspflanzen wie Weizen, Zuckerrüben und Mais, vor allem, da weltweit die Nachfrage nach Nahrungsmitteln deren Angebot übersteigt.

Ursprünglich war die Energieerzeugung auf dem heimischen Acker ja eine große Hoffnung von Bauern, Umweltschützern und auch der Automobilindustrie, die aber nicht aufgegangen ist. Aber auch die EU und die Bundesregierung haben mit ihrer Strategie zur Bioenergie nicht punkten können, denn weder ist sie nachhaltig noch effizient im Hinblick auf den Klimaschutz. Mir scheinen die Ausbauziele beim Biokraftstoff überzogen, sie bedrohen ja zudem auch massiv die Regenwälder, die abgeholzt und in Soja- oder Palmölplantagen umgewandelt werden.

Trotzdem sollten wir die Bioenergie nicht vollkommen verteufeln, denn wir werden noch auf sie zurückgreifen müssen, spätestens wenn das Erdöl unbezahlbar oder nicht mehr zu haben ist. Und Biosprit ist bekanntlich nicht gleich Biosprit. Man sollte auch darauf schauen, aus welchem Grundprodukt und auf welchen Flächen die Gewinnung stattfindet. Es ist mittlerweile auch möglich, Energie aus Rest- oder Abfallstoffen zu gewinnen. Gerade in den letzten Jahren hat es auf diesem Gebiet sehr innovative Entwicklungen gegeben, die weder zu Lasten der Nahrungsmittelversorgung gehen, noch die Natur zerstören.

In den nächsten Jahren wird die Nachfrage nach Energie weltweit steigen, aber weder fossile oder atomare Energieträger werden die Lösung sein können, schon gar nicht für finanzschwache Entwicklungsländer. Nur mittels Hilfe von Erneuerbaren Energien wird es möglich sein, dezentrale, bezahlbare Energie im globalen Maßstab bereitzustellen. Folglich kann teile ich auch Ihre Meinung zum Thema Kernenergie nicht. Selbige ist mitnichten so sauber und umweltfreundlich, wie sie von diversen Kreisen gern gepriesen wird. Zugegeben, Atomstrom ist weitestgehend kohlendioxidfrei, aber das ist auch schon so ziemlich der einzige Pluspunkt. Für mich wiegen die Fragen nach der Reaktorsicherheit - kürzlich meldete allein Frankreich drei Atomunfälle innerhalb von 2 Wochen - sowie der ungeklärten und unsicheren Endlagerung - wie man hört, so werden in manchen Salzstöcken die Behälter mittlerweile undicht - ungleich schwerer. DIE LINKE bleibt bei ihrer Forderung nach einem schnellen Ausstieg aus der Kernenergie, denn wir sind der Meinung, dass nur eine Abkehr von der fossil-atomaren Stromerzeugung langfristig eine zukunftssichere Energieversorgung und verträgliche Preise garantiert.

Meiner Meinung nach gehört die Zukunft den erneuerbaren Energien; deren Bedeutung für die weltweite Energieversorgung wird weiterhin steigen, die von Öl oder Atomenergie zurückgehen. Und gerade deutsche Unternehmen sind bei der Entwicklung neuer Technologien weltweit mit führend. Bioenergiegewinnung wird langfristig wohl nur ein kleiner Baustein unter vielen sein, bedeutender werden vermutlich vor allem die Photovoltaik, Solarthermische Kraftwerke und die Offshore-Windenergie werden.

Mit freundlichen Grüßen
Katja Kipping