Frage an Katja Kipping bezüglich Soziale Sicherung

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Katja Kipping
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Frage von Konrad W. •

Frage an Katja Kipping von Konrad W. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrte Frau Kipping,

zu Ihrem Bedingungslosen Grundeinkommen. Es klingt durchaus verlockend, jedem Bürger einen gewissen Betrag zu garantieren, egal ob bedürftig oder nicht, egal ob arbeitswillig oder nicht.

Dazu habe ich jedoch eineige Fragen:
a) Wie hoch soll denn das Bedingungslose Grundeinkommen sein?
b) Wie wollen Sie dies finanzieren?
c) Wie stellen Sie sich die bürokratische Abwicklung vor?
d) Was sagen Sie zu den Untersuchungen vieler Motivationspsychologen (z.B. Locke oder Latham), dass der Mensch einen Antrieb zum Handeln braucht; hat der Mensch keinen Anreiz etwas zu tun, wird er demotiviert und träge. Wäre dem nicht ebenso beim Bedingungslosen Grundeinkommen? Wenn man mit diesem Geld auskommen kann - auch wenn nicht fürstlich - wie wollen Sie den Menschen dennoch einen Anreiz geben, sich arbeit zu suchen.
e) Wenn jeder der 80Mio. Deutschen ein monatliches Grundeinkommen erhält, wie wollen Sie die inflationäre Entwicklung - die durch einen solch großen Geldfluss abzusehen ist - verhindern?

Sehr geehrte Frau Kipping, es wäre schön, wenn Sie die Fragen möglichst konkret beantworten könnten und nicht auf die derzeitigen Umstände hinweisen, dass diese noch schlechter seien. Ebenso wäre ich für Antworten dankbar, die nachvollziehbar sind, Sätze wie "Finanzierung steht, wenn die Reichen mehr bezahlen" oder "Hartz IV ist ungerecht" sind dies nicht.

Mit freundlichen Grüßen
Konrad Weber

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Weber,

zu "meinem" Bedingungslosen Grundeinkommen etwas zu sagen, wäre wohl vermessen.
Ich stehe dem Konzept der BAG Grundeinkommen in und bei der Partei DIE LINKE. sehr nahe, habe dies aber nicht entwickelt.

Sämtliche Angaben zu diesem Modell der BAG, betreffend Ihre Fragen a und b, finden Sie in der vergleichenden Darstellung zu Grundeinkommensmodellen unter https://www.grundeinkommen.de/content/uploads/2008/11/vergleich_ge-konzepte.pdf
zu c) Eine unbürokratische Abwicklung wäre die monatliche Auszahlung auf das Konto des jeweiligen Menschen.
zu d) Ich halte viel von der Tatsache, dass Menschen eigene Anreize für ihr selbstbestimmtes Tun haben; wie gesagt: Anreize aber nicht Zwänge, wie z.B. existenzielle Not, Strafen usw. Das Grundeinkommen befreit ja den Menschen gerade dazu, eigene Antriebe für sein Tun auszuleben. In Deutschland wurden übrigens im Jahr 2001 56 Milliarden Stunden bezahlte und 96 Milliarden unbezahlte Arbeit (bürgerschaftliches Engagement, private Arbeit in Familie, Haushalt usw.) geleistet. Geld ist also offensichtlich nur ein möglicher Anreiz etwas zu tun - und nicht mal gerade der größte. Da dass Grundeinkommen nicht in üppiger Höhe gezahlt wird (800 bis 1.000 €) bleibt für viele auch noch ein Geldanreiz, mehr zu verdienen. Mit dem Grundeinkommen unterliegt aber keine/r mehr dem Zwang unwürdige, sozial und ökologisch schädliche und unsinnige Arbeit zu leisten. Jede/r kann auch größeren Einfluss auf die Bedingungen und Zielstellungen der Produktion nehmen.
zu e) Es gibt erstens keine inflationäre Entwicklung, wenn lediglich vorhandene Geldmenge umverteilt werden. Das passiert bei einem Grundeinkommen. Auch wenn zweitens einige Produkte sich preislich erhöhen, weil Arbeitende mit einem Grundeinkommen im Rücken höhere Löhne erzwingen können, kommt es zu keiner Inflation, weil ja höhere Löhne gezahlt werden, Geldmenge und Güterpreise aber weiterhin übereinstimmen.

Mit freundlichen Grüßen
Katja Kipping