Physikalisch sind alle Otto Motoren für Wasserstoff als Brennstoff geeignet! Null CO2-Null Feinstaub. Wann machen sie Wasserstoffbetrieb zur Pflicht in Städten?

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Frage von Ina G. •

Physikalisch sind alle Otto Motoren für Wasserstoff als Brennstoff geeignet! Null CO2-Null Feinstaub. Wann machen sie Wasserstoffbetrieb zur Pflicht in Städten?

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DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Goebel, 

vielen Dank für Ihre Frage. Der Schutz des Klimas und der Schutz der Bevölkerung vor gesundheitsschädlichen Emissionen (Lärm, Luftschadstoffe) hat für DIE LINKE einen sehr großen Stellenwert. Für uns ist dies auch eine soziale Frage, sind doch die Anwohnerinnen und Anwohner insbesondere von Hauptverkehrsstraßen überwiegend Menschen mit niedrigem Einkommen, die sich eine „bessere“, sprich ruhigere und gesündere Wohngegend nicht leisten können. In den Städten wollen wir deswegen den Autoverkehr insgesamt reduzieren. Ein großer Teil des Feinstaubs, der von Pkw verursacht wird, stammt aus dem Abrieb von Reifen und Bremsen, von daher verursachen alle Pkw - unabhängig von der Antriebstechnik – erhebliche Feinstaub-Emissionen.

Sie fragen mich nach Wasserstoff als emissionsfreie Antriebsenergie für Kraftfahrzeuge. Ja, im Vergleich zu Benzin und Diesel hat Wasserstoff den Vorteil, für den Antrieb ohne Feinstaub und Stickoxid-Emissionen auszukommen. Den gleichen Vorteil hat der batterieelektrische Antrieb, haben also „Elektroautos“, aber auch. Nur so genannter grüner Wasserstoff, der aus erneuerbar erzeugtem Strom gewonnen wird, kann ein Beitrag zum Klimaschutz sein. Der Nachteil von Wasserstoff ist, dass er erst mit erneuerbar erzeugtem Strom aus Wasser gewonnen werden muss, dabei geht wertvolle Energie verloren. Insgesamt betrachtet benötigt man, wenn man einen Pkw statt mit der Batterie mit Wasserstoff betreibt mindestens das doppelte, eventuell sogar das vierfache an Energie. Wie Sie wissen, sind wir leider noch weit davon entfernt unserem gesamten Strom erneuerbar zu erzeugen und es sind noch immer Kohlekraftwerke am Netz. Deswegen dürfen wir Energie nicht „verschwenden“, weswegen wir Wasserstoff nur da als Energieträger einsetzen wollen, wo es keine Alternativen gibt. Bei Pkw gibt es mit dem Batterieantrieb eine sehr gute, wesentlich effizientere Alternative. Deswegen setzt sich meine Partei dafür ein, dass ab 2030 neue Pkw nur noch solche mit Elektroantrieb sein dürfen, die dann natürlich mit erneuerbar erzeugtem Strom „betankt“ werden müssen.

In der Industrie hingegen ist Wasserstoff unverzichtbar, damit diese klimaneutral werden kann. Auch in der Schifffahrt und im Luftverkehr kann Wasserstoff sinnvoll sein. Dafür ist der von Ihnen in Ihrer Anfrage versandte Hinweis auf den Einsatz von Wasserstoff in herkömmlichen Motoren ein mögliches Einsatzgebiet. Entscheidend für die Frage, ob Wasserstoff in der Brennstoffzelle oder im „klassischen“ Motor eingesetzt werden sollte, ist allerdings die Effizienz. Hier sind bei der Brennstoffzelle noch erhebliche Fortschritte möglich, der Verbrenner-Motor hingegen ist technisch ausgereift, für das Verbrenner von Wasserstoff wird ein Wirkungsgrad von lediglich 35% angegeben, bei Diesel sind es 40%, bei Benzin nur 28% (Wasserstoffverbrennungsmotor – Wikipedia) , was den sinnvollen Einsatz für das Verbrennen von Wasserstoff in Motoren auf die Bereiche eingrenzen würde, in denen auch die Brennstoffzelle nicht verwendet werden kann. Dies könnte die Schifffahrt sein, da Brennstoffzellen, die eine so große Leistung, wie sie für den Antrieb eines Schiffes benötigt werden, noch nicht ausgereift sind und die Techniker vor Probleme stellt. Außerdem ist die andere Alternative zum Elektroantrieb, in einem weiteren Verfahrensschritt synthetische Kraftstoffe herzustellen und diese in Verbrennungsmotoren einzusetzen, noch ineffizienter als der Einsatz von Wasserstoff. In der von Ihnen versandten Meldung spricht das Unternehmen selbst von einem Einsatz im „Off- und On-Roadbereich“, also den von mir genannten spezifischen und generell limitierten Einsatzbereichen. 

 

Freundliche Grüße

Katja Kipping