Wie viel Prozent des BIP möchten Sie in Zukunft für die Bildung investieren und wofür sollen diese Investitionen konkret angelegt werden?

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Frage von Dorrit R. •

Wie viel Prozent des BIP möchten Sie in Zukunft für die Bildung investieren und wofür sollen diese Investitionen konkret angelegt werden?

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Sehr geehrte Frau Riemenschneider,

vielen Dank für Ihre Frage, die allerdings nicht in einem Satz zu beantworten ist.  Nach dem International Standard Classification of Education werden in Deutschland derzeit ca. 6 Prozent des BIP für Bildung ausgegeben. Nach anderen Berechnungen sind es knapp über 9 Prozent. Sie merken schon, dass dies ein erheblicher Unterschied ist. Die Zahlen unterscheiden sich so erheblich, je nach dem, ob man nur die Kosten für die formalen Bildungsreinrichtungen betrachtet oder auch Ausbildungshilfen wie das BAföG hinzurechnet. Noch komplizierter wird es, wenn man neben den staatlichen Ausgaben die Bildungsausgaben von privaten Institutionen und Privatpersonen hinzurechnet. Deswegen scheue ich mich, eine einzelne isolierte Zahl in den Raum zu stellen. Um eine Antwort, wo meine Schwerpunkte liegen, will ich mich jedoch nicht drücken.

Als Sozialpolitikerin beobachte ich nicht nur die soziale Polarisierung, sondern auch das Anwachsen von Bildungsungleichheit mit großer Sorge. Wir erleben in den letzten Jahren einen Anstieg des Anteils der Hochqualifizierten und gleichzeitig ein Absinken des Bildungsniveaus in den jüngeren Altersgruppen. Der Anteil von Menschen ohne Berufsabschluss liegt immer noch bei 14,4 Prozent - Frauen sind mit 20,3 Prozent deutlich überrepräsentiert.

Zudem haben wir ein Bildungssystem, das Ungleichheit erblich macht. Welches Kind welche Schulform einschlägt, hängt maßgeblich vom sozioökonomischen Status der Eltern ab. Während Schülerinnen und Schüler mit hohem sozioökonomischen Status zu 80 Prozent das Gymnasium besuchen, sind es bei es denen mit niedrigem sozioökonomischen Status unter 30 Prozent. Mein Fokus richtet sich darauf, diese Ungleichheiten abzubauen und zu ermöglichen, dass jedes Kind die gleiche Möglichkeit hat sich zu entfalten und jeder Erwachsene die Möglichkeit hat, Bildungsangebote und formale Qualifizierungen in späteren Lebensjahren zu erwerben. Dazu muss unser Bildungssystem flexibler und offener werden. Nicht alles davon hängt am Geld, aber einiges schon.

Mein Schwerpunkt als Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales liegt bei Maßnahmen, die strukturelle Voraussetzungen betreffen. Das sind eine Kindergrundsicherung für alle Kinder, die Einführung eines Weiterbildungsgrundeinkommens, damit Weiterbildungsauszeiten für Berufstätige möglich werden, sowie das BAföG als elternunabhängiger Vollzuschuss.

Mehr Informationen zu den Reformvorschlägen der Bildungspolitikerinnen und -politiker meiner Partei und meiner Fraktion finden Sie auf www.die-linke.de sowie auf www.linksfraktion.de

Freundliche Grüße

Katja Kipping