Frage an Katrin Göring-Eckardt von Harald N. bezüglich Kultur
Sehr geehrtre Frau Göring-Eckard,
mir ist die Frage des Herrn T. vom 29.01. an Sie ins Auge gefallen.
Sie bzw. Ihr Büro-Team verneinen die Frage, ob es Billigung oder Förderung von Sexismus ist, wenn ein Abgeordneter öffentlich über einen anderen Abgeordneten sagt: "Der krault sich die Eier".
Mit einem einfachen "Nein" auf diese Frage komme ich nicht klar.
1.) Können Sie bitte näher erläutern, WARUM dies keine Billigung/Förderung von Sexismus ist?
Man sieht Sie (als Präsidentin) amüsiert.
Wenn man öffentlich über einen Mann sagt dieser "kraule sich die Eier", ist das für den betroffenen Mann demütigend und erniedrigend.
2.) Bereitet es Ihnen persönlich Freude, wenn Männer öffentlich gedemütigt werden?
3.) Hätten Sie eventuell anderes reagiert, wenn ein FDP oder ein CDU/CSU-Mann dies über einen Linken oder Grünen gesagt hätte?
"Eier" für die männlichen Hoden sind nicht nur biologisch falsch, sondern auch herabwürdigend.
4.) Wie würden Sie reagieren, wenn jemand (egal ob Dame oder Herr) über eine weibliche Abgeordnete sagen würde, diese kraule sich die "Titten" (als heranwürdigender Begriff für die weibliche Brust)?
Sie sagen, man müsse darüber diskutieren, was Seximus gegen Männer überhaut ist. Über Sexismus gegen Frauen ist es inzwischen allgemeine Ansicht, dass alles Sexismus und Belästgung ist, was vom Opfer als solche empfunden werde.
5.) Warum ist das bei Männern anders? Dürfen diese nicht selber bestimmen, was sie als Sexismus oder Belästigung empfinden und ggf. WARUM nicht?
Mit freundlichen Grüßen
Harald Norvege
Sehr geehrter Herr Norvege,
Fragen wie "Bereitet es Ihnen persönlich Freude, wenn Männer öffentlich gedemütigt werden?" können wir zwar nicht ernst nehmen, dennoch wollen wir Ihnen nochmals Rede und Antwort stehen. Ihre feinsinnigen Beobachtungen in allen Ehren: Was sexistisch ist und was nicht lässt sich nicht abstrakt, sondern nur anhand des Kontextes beurteilen. Das Wort "Eier" ist jedenfalls nicht per se sexistisch, wir möchten Sie darauf hinweisen, dass die Redensart "die Eier (in der Hose) haben" eine typische Macho-Formulierung ist, mit der sich manche Männer nicht herabwürdigen, sondern gerade im Gegenteil aufplustern wollen. Insofern haut Ihr Vergleich leider nicht hin. Ganz davon abgesehen ist der Versuch vieler sogenannter "Männerrechtler", sich zu Opfern eines umgekehrten Sexismus zu stilisieren, blind für die Geschichte und Gegenwart tatsächlicher Diskriminierungen: Immer noch verdienen Frauen in Deutschland bei gleicher Qualifikation weniger, immer noch werden sie im Berufsleben benachteiligt. Dies kann man nicht ausblenden, wenn man über die von Ihnen angesprochen Fragen diskutiert.
Mit besten Grüßen
Büro Katrin Göring-Eckardt