In einem TV-Bericht des BR wird berichtet dass selbst zur eigenen Nutzung immer öfter vom Netzbetreiber PV-Anlagen außer Kraft gesetzt werden und so z.B. Speicher und E-Fzg leer bleiben? Stimmt das?
Sehr geehrte Frau Göring-Eckardt,
erstmal großen Respekt vor ihrer Arbeit und ihrem Engagement für unser Land. Den beschriebenen Sachverhalt, sofern er richtig dargestellt ist empfinde ich vermutlich wie auch Sie als eine sehr ungeschickte wenn nicht gar verstörende Vorgehensweise. Den Unmut des Hr. Kistler, der sich wie so viele in seinen Eigentumsrechten beschnitten fühlt kann ich gut nachvollziehen. Deshalb möchte ich sie zunächst um eine Einschätzung, aber vor allem zu einer Änderung der rechtlichen Vorgaben bitten. Eine Regierung die sowohl wirtschaftlichen Aufschwung und Innovation wie auch die ökologische Erneuerung wie keine andere bisher verkörpern möchte muss diesen beschriebenen Zustand auflösen. Andernfalls wird die notwendige Überzeugungsarbeit scheitern. Beitragslink: https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL2JyLmRlL2Jyb2FkY2FzdFNjaGVkdWxlU2xvdC80MDQ2MzI0NjQ4MTNfRjIwMjNXTzAxNzQ4OEEwL3NlY3Rpb24vMTVmNWI4Y2ItMTA5Yi00MmZlLWI1YzctZDBlMzMzMzZhMWY5
vielen Dank für Ihre Frage an Katrin Göring-Eckardt. Die in der Reportage geschilderte Situation ist tatsächlich unbefriedigend. Das liegt, wie im Film ja auch beschrieben, vor allem an der verschleppten Energiewende, am verschleppten Netzausbau, aber auch an der fehlenden Integration von zeitlich flexiblen Verbrauchern in den Strommarkt. Hier hat die Bundesregierung bereits die entscheidenden Weichen gestellt: Der Ausbau der Stromnetze hat sehr stark angezogen. Im Übertragungsnetz rechnen wir dieses Jahr mit doppelt so vielen fertig gebauten Kilometern Stromleitung als noch 2021, mit viermal so vielen Stromleitungskilometern neu im Bau und mit 16 mal so viel neu genehmigten Trassenkilometern. Auch bei den Batteriespeichern wurden Zahl und Speichervolumen 2023 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.
Leider ist jedoch eine gesetzliche Lösung nicht ganz so trivial, wie man auf den ersten Blick hofft. Schon heute ist per EU-Verordnung geregelt, dass nur genau der Teil der PV-Produktion, der tatsächlich vor Ort genutzt und nicht in das Netz eingespeist wird, nachrangig abgeregelt werden soll. In der Praxis allerdings wird das bei vielen Anlagen (noch) nicht umgesetzt, weil dafür ein entsprechendes Informationssystem zum Netzbetreiber aufgesetzt sein muss. Dies ist eine der jetzt prioritär anzugehenden Aufgaben.
Ein weiterer Teil der Lösung sollte die Stärkung von Marktmechanismen sein. Dazu werden auch die dynamischen Tarife beitragen. Um auf das Beispiel von Herrn Kistler zurückzukommen: wenn erneuerbare Anlagen abgeregelt werden, müsste der Marktpreis zu den Stunden theoretisch Null sein. Sinnvoll wäre es dann, dass auch Herr Kistler mit einem dynamischen Tarif den Strom zu diesen Stunden (fast) kostenlos bekommen kann und somit durch die Abregelung nicht geschädigt wird. Mit seinem Speicher könnte er seinen Strom aufheben für die Stunden, wenn die Preise an der Strombörse besonders hoch sind. Das müsste seine Stromrechnung senken und gleichzeitig das Gesamtsystem entlasten. Auch auf dem Weg zu diesem Zielbild ist schon viel passiert, es bleiben aber auch noch Aufgaben zu tun. Wir arbeiten intensiv daran.
Klar ist für die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen: eine schnelle Lösung hat hohe, die Versorgungssicherheit mit Strom hat aber höchste Priorität.
Für weitergehende Fragen wenden Sie sich bitte gern an die zuständigen Fachabgeordneten der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen: https://www.gruene-bundestag.de/fraktion/arbeitsgruppen
Mit herzlichen Grüßen
Büro Katrin Göring-Eckardt