Wirtschaftswachstum bedeutet steigenden Energiebedarf und damit steigenden CO2-Ausstoß. Wie wollen Sie den CO2-Ausstoß reduzieren, ohne die endlichen Ressourcen der seltenen Erde zu verbraten?

Portrait von Kordula Schulz-Asche
Kordula Schulz-Asche
Bündnis 90/Die Grünen
93 %
14 / 15 Fragen beantwortet
Frage von Wolfgang G. •

Wirtschaftswachstum bedeutet steigenden Energiebedarf und damit steigenden CO2-Ausstoß. Wie wollen Sie den CO2-Ausstoß reduzieren, ohne die endlichen Ressourcen der seltenen Erde zu verbraten?

Portrait von Kordula Schulz-Asche
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Lieber Herr G.

vielen Dank für Ihre Frage.

Eine sozial-ökologische Wirtschaft kann uns an vielen Stelle helfen, Klimaschutz voranzutreiben: beispielsweise durch Förderung von klimaneutralen Innovationen oder durch Gründungserleichterungen, aber natürlich braucht es auch vom Staat politische Vorgaben und einen fairen und grünen Rahmen. Der CO2-Preis kann, richtig eingesetzt und sozial untermauert, eine echte Lenkungswirkung entfalten und dazu beitragen, dass CO2-Emissionen wirklich begrenzt werden. 

Eine sozial-ökologische Transformation kann nur gelingen, wenn wir in allen unterschiedlichen Bereichen ansetzten und dabei natürlich auch einen Bewusstseinswandel herbeiführen. Die Energiewende ist dabei wesentlicher Bestandteil und Herzstück einer nachhaltigen Energiepolitik und das Fundament für eine klimafreundliche Zukunft. Erneuerbare Energien müssen massiv gefördert und ausgebaut werden. Wir brauchen die nötigen Rahmenbedingungen für die Finanzierung, um den dramatisch eingebrochenen Ausbau der Erneuerbaren wieder auf Tempo zu bringen. Ausbauziele müssen erhöht und die Akzeptanz für erneuerbare Energien in der Bevölkerung durch gezieltes Informieren und Bildungskampagnen gefördert und gestärkt werden.

Durch die Weiterentwicklung des EEG zu sogenannten Differenzverträgen werden nicht nur die Produzent*innen vor unrentabel niedrigen Preisen geschützt, sondern auch die Stromkund*innen vor teuren Preisen.

So können wir die klimaschädlichen Emissionen auch in den Sektoren Verkehr, Wärme und Industrie senken und durch sauberen Ökostrom ersetzten.

Im folgenden Fraktionsbeschluss haben wir Maßnahmen hin zu 100% Erneuerbaren Energien aufgezeigt:  https://www.gruene-bundestag.de/files/beschluesse/beschluss-strommarktdesign.pdf. Denn das ist eben möglich, sicher und günstig. Tatsächlich sogar günstiger und sicherer als heute mit fossilen Brennstoffen. Nicht nur wegen der steigenden Importkosten für Öl und Gas, sondern vor allem auch wegen der immensen Klima- und Umweltfolgen für folgende Generationen. Denn anders als die fossilen Energiequellen Erdgas, Kohle und Erdöl, die endliche Ressourcen darstellen und bei ihrer Nutzung zu hohen CO2-Emissionen führen, basieren die erneuerbaren Energien auf der Nutzung von Ressourcen, die regenerativ sind und damit praktisch unendlich zur Verfügung stehen. Im Gegensatz zu der Nutzung von Atomkraft als Energiequelle besteht bei der Nutzung erneuerbarer Energien kein unkalkulierbares Gefahrenpotenzial und kein Endlagerproblem.

Zu einer erfolgreichen Energiewende gehört es aber auch, unseren Energieverbrauch erheblich einzudämmen. Wie groß das Potenzial ist, zeigt sich darin, dass heute ein Großteil der Energie ungenutzt verpufft: mit niedrigen Wirkungsgraden bei der Energieerzeugung, schlecht gedämmten Gebäuden oder Geräten, die unnötig viel Strom fressen. Das treibt die Rechnungen für Privathaushalte, den öffentlichen Bereich und die Wirtschaft nach oben.

Klar ist: Jede Kilowattstunde wirkt sich auf das Klima, den Natur-, Ressourcen- und Flächenverbrauch aus. Selbst bei Energie aus erneuerbaren Quellen – wenn auch in geringerem Maße.

Die nachhaltigste kWh ist also diejenige, die gar nicht erst produziert werden muss.

Mehr Energieeffizienz heißt, mit weniger Energieeinsatz die gleichen Leistungen zu erreichen. Die Energieeffizienz zu steigern, ist daher in der Regel der kostengünstigste Weg, um unseren CO2-Ausstoß zu verringern. Auch in der neuen Stromwelt, in der wir 100 Prozent aus erneuerbaren Energien produzieren, können wir es uns nicht leisten, Energie zu verschwenden. Wir Grüne im Bundestag fordern deshalb, mit konkreten Schritten den Energieverbrauch zu senken und die Effizienz deutlich zu steigern. Wir wollen die Verringerung des Energieverbrauchs als zentrale Säule in der Klimaschutzpolitik verankern.

Ich denke, Sie sprechen mit Ihrer Frage auch den Punkt Ressourcen bei den erneuerbaren Energien und nachhaltigen Lösungen in allen Bereichen an und damit die Themen Recycling und Batteriezellenproduktion. Diese sind unglaublich wichtige Themen, die es im gesamten Diskurs mitzudenken gilt.

Damit beispielsweise E-Autos ihren Umweltvorteil voll ausspielen können, brauchen wir ambitionierte Recyclingziele, die Unternehmen müssen bei den Lieferketten in die Verantwortung genommen werden und neuen Batterietypen mit besserer Rohstoffbilanz muss Vorfahrt gegeben werden. Als Grüne Bundestagsfraktion haben wir letztes Jahr einen Beschluss gefasst für eine Grüne Strategie für eine ressourcenleichte, giftfreie und klimaneutrale Kreislaufwirtschaft: https://www.gruene-bundestag.de/themen/umwelt/unsere-vision-ist-eine-wirtschaft-ohne-muell.

Auch die Stromspeicherung kann nachhaltig gestaltet werden beispielsweise mit Hilfe von regenerativ erzeugtem Wasserstoff. Zudem gab es in den letzten Jahren Fortschritte in der Batterieentwicklung als ressourcenarme Möglichkeiten zur Speicherung von erneuerbar erzeugter Energie.

Herzliche Grüße

Kordula Schulz-Asche

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Kordula Schulz-Asche
Kordula Schulz-Asche
Bündnis 90/Die Grünen