Ist es falsch, wenn der Bundesfinanzminister faktenbasiert Kinderarmut in Migrantenfamilien detektiert und diese mit Mitteln der Kindergrundsicherung via Investition in Infrastruktur bekämpfen will?

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Linda Heitmann
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Frage von Norbert R. •

Ist es falsch, wenn der Bundesfinanzminister faktenbasiert Kinderarmut in Migrantenfamilien detektiert und diese mit Mitteln der Kindergrundsicherung via Investition in Infrastruktur bekämpfen will?

Sehr verehrte Frau Heitmann!

Die Kritik an Christian Lindner nach seinen Äußerungen zur Kinderarmut wächst, obwohl sich der Bundesfinanzminister auf Fakten beruft, wonach es einen Zusammenhang zwischen Kinderarmut und Migrationshintergrund gibt.

Warum ist die Aufregung so groß und warum soll es Rassismus sein, wenn der Bundesfinanzminister lieber Geld der Kindergrundsicherung in die Infrastruktur für Bildung von armutsgefährdeten Kindern stecken möchte als diese direkt an die Familien auszuzahlen? Wofür tendieren Sie, Kindergrundsicherung direkt an die Familien auszahlen oder die Finanzmittel indirekt in die Infrastruktur für Bildung stecken?

Mit freundlichen Grüßen

N. R. .+++

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Sehr geehrter Herr R.,

Kinderarmut ist ein in unserer Gesellschaft viel zu viele Kinder betreffendes erschreckendes Phänomen, das völlig unabhängig von der Frage von möglichen Migrationshintergründen angegangen werden muss.

Und Kinderarmut ist gleichzeitig ein Problem, das aus meiner Sicht auf verschiedensten Wegen bekämpft werden muss. Eine Stärkung der Bildungsinfrastruktur ist das eine, die gezielte Unterstützung von Familien über die Grundsicherung die andere. Dies widerspricht sich nicht.

Im Gegenteil: es geht teilweise miteinander einher. Um dafür mal ein konkretes anschauliches Problem von Familien mit Kindern zu nennen, möchte ich beispielsweise mal auf das Problem von Schuhen und Sportschuhen hinweisen. Ich denke, Sie stimmen mir zu, dass im Rahmen einer starken Bildungsinfrastruktur wichtig ist, dass Kinder sowohl in der Schule als auch in Sportvereinen aktiv sein, sich bewegen und unterschiedlichste Sportarten ausprobieren können. All das erfordert passende Sportschuhe, bei Kindern wachsen die Füße meist recht schnell, was ständig neue Schuhe erfordert.

Um es am Beispiel meines eigenen Kindes mal zu verdeutlichen: die Füße meines Kindes sind allein in diesem Jahr um 2 Nummern größer geworden, mein Kind macht Schulsport sowie zwei Sportarten im Sportverein. Dies bedeutet, dass ich dieses Jahr bereits in neue Hallensportschuhe, neue Außen-Sportschuhe sowie zwei verschiedene spezielle Paar Sportschuhe investiert habe. Zudem hat mein Kind neue Halbschuhe, neue Sandalen und neue Winterstiefel bekommen. Das sind insgesamt 7 Paar Schuhe pro Jahr für ein Kind, damit dieses nicht in zu kleinen Schuhen herumlaufen und sich in der Schule und im Verein bewegen kann. Ich persönlich konnte mir diese Ausgabe für 7 Paar Schuhe gut leisten, viele Familien aber können das leider nicht!

Ich hoffe, Sie verstehen, was ich damit sagen möchte: gesellschaftliche Teilhabe, Freizeitaktivitäten und auch Teilhabe an Bildungsangeboten erfordern auch Ausgaben für Kinder, die privat getätigt werden müssen! Von Geschenken für Kindergeburtstage bis hin zum klassischen Schulranzen kann man dies durchdeklinieren.

Ich halte daher die Gleichzeitigkeit von einer guten und auch öffentlich geförderten Struktur aus Bildungs- und Freizeitangeboten für Kinder sowie einer gezielten Unterstützung einkommensschwacher Familien wie durch die Kindergrundsicherung für goldrichtig.

Mit freundlichem Gruß
Linda Heitmann

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