Sehr geehrter Frau Steinmann,

unsere älteste Tochter hat vermutlich seit Geburt ein Handicap, was mit visueller Wahrnehmungsstörung umschrieben wird. Fest- gestellt wurde dies allerdings erst im KiGa. Max. KiGa-Zeit, Be- such der damals noch existierenden Vorschule u. dann auf eige- nen Wunsch des Kindes der Besuch der Johanniter-GGS in Köln (Lövenich). Ich liebe dieses Kind, habe aber selbst Schwierigkei- ten das Defizit zu verstehen. Da dieses Handicap kaum verstan- den wird, sind wir sehr allein gelassen. Inklusion ist ein schöner Gedanke, welcher bei uns zu Hause kontrovers diskutiert wird. Warum dieses Thema in die Schule tragen, wenn es später dann am Arbeitsplatz doch keine Bedeutung hat? Da unsere Tochter die Spielregeln nicht verstand oder behielt, erfand sie neue, was das gemeinsame Spiel störte. Folge: Unsere Tochter wurde in den Pausen von den anderen Kindern nicht beachtet und spielte allein. Auch die Bilder die sie malte, wurde von einigen der Kinder aus der besseren Kölner Gesellschaft belächelt. Enttäuschend war auch, daß der Reaktor uns in der 2.Klasse wissen ließ, daß un- sere Tochter im Sommer in die 3.Klasse versetzt würde, aber die 4.Klasse nicht erfolgreich abschliessen würde; Förderunterricht gab es an dieser GGS nicht. Wieder als Eltern allein gelassen, ge- lang es uns unsere Tochter auf die Sehbehinderten-Schule/LVR im Severinsviertel unterzubringen. Auf Grund von u.a. Inklusion wird im Sommer die Hauptschule geschlossen. Unsere Tochter - In- klusion hin und her - ist sehr erbost darüber, da sie selbst ja schon negative Erfahrungen auf einer sog. normalen Schule gemacht hat- te. Wieder waren wir Eltern allein gelassen! Uns gelang es unsere Tochter ab Sommer auf der Beveldere-Schule/LVR unterzubringen. Später dürfen wir uns dann um eine adäquate Ausbildung sorgen. Ziel ist es unserer Tochter zu ermöglichen ohne uns und ohne Ihre jüngere Schwester sich in unserer Gesellschaft zu recht zu finden.

Mit freundlichen Grüßen
Ingo Maria Broicher