Frage an Maria Flachsbarth bezüglich Umwelt

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Maria Flachsbarth
CDU
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Frage von Peter H. •

Frage an Maria Flachsbarth von Peter H. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Dr. Flachsbarth,

die CDU hat bei ihrem jüngsten Parteitag einen umweltpolitischen Leitantrag verabschiedet, in dem auch das Thema "Klimaschutz" prominent behandelt wird.

Unter anderem heißt es dort, daß es gilt, Maßnahmen zu ergreifen, die mittlere Temperatur der Erdoberfläche nicht über "2 Grad Celsius über das vorindustrielle Niveau" steigen zu lassen.

Dies ist ein Ziel, das die Bundeskanzlerin schon seit längerem vertritt und das auch Eingang in die Politik der EU gefunden hat. Dieses Kriterium ist deshalb so interessant, weil es meßbar - also nachweisbar - zu sein scheint.

Ich habe hierzu folgende einfache Fragen:

a) Wie hoch ist das "vorindustrielle Niveau" der mittleren globalen Temperatur? (in Grad Celsius)

(Eine entsprechende Angabe fehlt im o.a. Leitantrag und auch in allen anderen offiziellen Papieren - womit das Kriterium der Meßbarkeit natürlich nicht erfüllt ist.)

b) Auf welchen Zeitpunkt in der Menschheitsgeschichte bezieht sich der Ausdruck "vorindustriell"? (Jahreszahl oder -zeitraum)

(Auch dies wird nicht definiert, in keinem offiziellen Papier. Womit man als "vorindustriell" auch das 13. Jahrhundert oder andere Warmphasen ansehen könnte, in denen es deutlich wärmer war als heute.)

c) Wie hoch ist die aktuelle mittlere Oberflächentemperatur des Planeten heute? Anders ausgedrückt: Wie dicht ist die Erde daran, das "2-Grad-Ziel" zu erreichen bzw. zu übertreffen?

Ich bedanke mich für Ihre Bemühungen, mit freundlichen Grüßen

Peter Heller

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Heller,

haben Sie vielen Dank für Ihren Brief vom 24. Dezember 2008, in dem Sie mir Fragen zum Thema Klimaschutz/Umwelt stellen.

Die Bewahrung der Schöpfung und der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen sind Kernanliegen christlich-demokratischer Politik; dazu gehört insbesondere auch der Klimaschutz. Die meisten im Bereich Klimaforschung arbeitenden Wissenschaftler vertreten die Auffassung, dass Klimawandel im Sinne einer Erderwärmung stattfinde und zumindest zu einem bedeutenden Teil vom Menschen verursacht werde. Sie warnen vor den Folgen von Überschwemmungen, Stürmen und Wüstenbildung, die zu großen Migrationsbewegungen von Menschen führen könnten, die in Folge der Klimaereignisse ihre Heimat verlieren.
Aus diesem Grund wurde mit dem Antrag „Bewahrung der Schöpfung: Klima-, Umwelt- und Verbraucherschutz“ der Klimaschutz auf dem Stuttgarter Parteitag der CDU im Dezember 2008 an zentraler Stelle diskutiert. Die politischen Diskussionen beziehen sich dabei auf die wissenschaftlichen Untersuchungen und Erkenntnisse renommierter Wissenschaftler, z.B. des Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Das PIK untersucht wissenschaftlich und gesellschaftlich relevante Fragestellungen in den Bereichen Globaler Wandel, Klimawirkung und Nachhaltige Entwicklung, die eine entscheidende Grundlage für Entscheidungen in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft darstellen. Zu den Aufgaben des PIK gehört somit auch die Beratung der Politik zu Fragen des Klimawandels und –schutzes. Erst jüngst hat die Bundesregierung wieder zwei Mitglieder des PIK (Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des PIK, und Prof. Dr. Stefan Rahmsdorf) als wissenschaftliche Berater in den Beirat Globale Umweltveränderungen (WBGU) per Kabinettsbeschluss berufen.

Auf Ihre Fragen möchte ich Ihnen gern folgendermaßen antworten:
Ziel des Klimaschutzes ist es, die mittlere Temperatur der Erdoberfläche nicht über „zwei Grad Celsius über das vorindustrielle Niveau“ steigen zu lassen. Mit dem vorindustriellen Niveau wird abgestellt auf den Zeitraum zwischen 1750 und 1850, in dem sich das Klima nahezu nicht verändert hat. Die globale Durchschnittstemperatur betrug damals ca. 15 Grad Celsius. Nach einer aktuellen Studie haben bereits die durch den CO2-Ausstoß sich verändernden Treibhausgase das Potential, das Erdklima um mehr als zwei Grad Celsius über das vorindustrielle Niveau erwärmen. Damit betrüge die Erderwärmung schon jetzt 17 Grad Celsius, und das Ziel, eine Erderwärmung um 2 Grad Celsius durch geeignete Klimaschutzmaßnahmen zu vermeiden, wäre eigentlich schon verfehlt. Dass bisher nur ein Teil dieser Erwärmung eingetreten ist, ist auf die abkühlende Wirkung der Luftverschmutzungspartikeln, sog. Aerosolen, zurückzuführen. Da es aber nicht sinnvoll ist, auf die Luftreinhaltung zu verzichten, müssen andere Maßnahmen gegen die Erderwärmung ergriffen werden. Diese zu ergreifen, ist Aufgabe aller Menschen, nicht nur der Politik. Als weiterführende und sehr spannende Lektüre zu Ihren Fragen empfehle ich Ihnen das Buch „Der Klimawandel“ von Stefan Rahmsdorf und Hans Joachim Schellnhuber, 2006.

Mit freundlichen Grüßen