Frage an Martin Schirdewan bezüglich Petitionen

Martin Schirdewan
Martin Schirdewan
DIE LINKE
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Frage von Peter S. •

Frage an Martin Schirdewan von Peter S. bezüglich Petitionen

Sehr geehrter Herr Schirdewan,

ich schreibe wegen der Art, wie die EU-Kommission Hinweise auf möglicherweise rechtswidrige staatliche Beihilfen prüft. Bis zur „Reform“ der Verfahren vor fünf Jahren galt für die Kommission die Verpflichtung, Informationen gleich welcher Herkunft unverzüglich zu prüfen.

Seit Inkrafttreten der Verordnung (EU) 2015/1589 prüft die Kommission zunächst, wer ihr Informationen vorlegt. Ein Beschwerdeführer muss nachweisen, dass er „Beteiligter“ ist. Ansonsten wird der Sache, wenn überhaupt, nur mit niedriger Priorität nachgegangen. Ein Beschwerdeführer, so die Kommission, müsse in Bezug auf seine Wettbewerbsposition am Markt betroffen sein, um als „Beteiligter“ behandelt zu werden. Damit werden Beschwerdeführern Mitwirkungsrechte und vor allem auch eine Klagemöglichkeit versagt, wenn die strittige staatliche Beihilfe andere, womöglich sogar wichtigere Interessen berührt, wie ihre Gesundheit, ihre Eigentumsrechte oder die Umwelt, in der sie leben. Dies geschieht, obwohl in die Verordnung auf Betreiben des Parlaments hineingeschrieben wurde, dass an die „Beteiligten“ gestellte Anforderungen nicht allzu hoch sein sollten, um nicht von Beschwerden abzuschrecken.

Leider ist es so, dass das Sekretariat der EU-Bürgerbeauftragten trotzdem die restriktive Praxis der Kommission billigt und Beschwerdeführer mit einer Argumentation abfertigt, die unlogisch ist und auch nicht im Einklang mit der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs steht. Beispiele finden sich hier:

https://www.ombudsman.europa.eu/de/decision/en/94348

https://www.ombudsman.europa.eu/en/decision/en/119296

Ich habe in meiner Petition 1131/2020 weitere Beispiele und einschlägige Urteile zusammengetragen. Bedauerlicherweise wurde meine Petition im Portal des Parlaments nur sehr verkürzt zusammengefasst. Sehen Sie eine Möglichkeit, dass der sachlich zuständige Wirtschaftsausschuss des Parlaments das Thema aufgreift?

Mit freundlichen Grüßen
P. S.

Martin Schirdewan
Antwort von
DIE LINKE

Hallo,

vielen Dank, dass Sie mit diesem wichtigen Thema auf uns zukommen.
Ich werde das Thema im Kontext des nächsten Jahresberichts für Wettbewerbspolitik des Europäischen Parlaments ansprechen.
Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, dass Sie sich per Mail mit ihrem Anliegen noch an andere Mitglieder des Wirtschaftsausschusses wenden.

Mit freundlichen Grüßen
Martin Schirdewan

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