Bis wann sind noch Menschen auf dem Land die Verlierer der CO2-Steuer?

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Matthias Gastel
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Frage von Gustav G. •

Bis wann sind noch Menschen auf dem Land die Verlierer der CO2-Steuer?

Beispiel Verkehr: Es gibt keinerlei bundesweite Initiative im großen Umfang Bahnstrecken zu reaktivieren, der Busverkehr wird nicht ausgebaut, die Mittel für den Radwegebau werden sogar gekürzt, Ladestrom ist weiterhin maßlos überteuert, viele Gegenden Deutschlands sind ohne Ladesäulen, der Deutschlandtakt wird ohne große Worte auf 2070 vertagt. Initiativen der Bundesregierung, dies zu ändern: 0.

Beispiel Wohnen: Weiterhin haben Mieter keine Handhabe, wenn der Vermieter die CO2-Steuer nicht anteiligt übernimmt (Stichwort Erhöhung der Miete). Es gibt keine Initiativen des Bundes, flächendeckend bezahlbaren klimaneutralen Wohnraum zur Verfügung zu stellen und bei Kaltmieten von 2-4€ pro QM bekommt auch kaum ein Vermieter auf dem Land jemals die Kosten für umfassende energetische Sanierung ein.

Und das vielzitierte "Energiegeld" gibt es auch nicht. Warum ist also der Hauptzwecke der CO2-Steuer, dass sie dem Staat den Solidaritätszuschlag ersetzt und damit Mehreinnahmen verschafft?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr G.,

um es gleich vorweg zu nehmen: Nein, die Menschen in den ländlichen Räumen sind nicht die Verliererinnen oder Verlierer.

Im Einzelnen: Die Bedingungen seitens des Bundes waren nie so optimal für die Reaktivierung (und den Neubau) von Bahnstrecken wie heute. Der Bund stellt hierfür Rekordsummen zur Verfügung, hat den eigenen Finanzierungsanteil an den einzelnen Projekten deutlich erhöht und zudem die Bewertungsmethodik, die für die Zuschussfähigkeit entscheidend ist, zugunsten ländlicher Räume weiter entwickelt. Mein Heimatbundesland B-W geht die Reaktivierungen seit Jahren systematisch an und profitiert nun von den skizzierten, inzwischen verbesserten Rahmenbedingungen. Die Mittel für den Radwegeausbau stehen für 2024 noch nicht fest, da die parlamentarische Befassung mit dem Haushaltsentwurf noch nicht einmal begonnen hat. Als Grüne setzen wir uns für einen Aufwuchs der Mittel und eine verlässliche Verstetigung ein. Die Höhe von Ladestrom für E-Autos wird von den Anbietern festgelegt. Der Bund hat viel getan, um die Preisanstiege zu begrenzen, indem er beispielsweise die EEG-Umlage gestrichen hat. Viele Anbieter senken aktuell die Tarife. Zudem verfügen die Menschen in den ländlichen Räumen aufgrund einer völlig anderen Siedlungsstruktur als in den (Innen-)Städten vielfach viel einfacher über Möglichkeiten, sich preiswerten PV-Strom auf dem Hausdach und/oder dem Dach bspw. des Carports selber zu produzieren und damit auch das E-Auto zu laden. Der Deutschlandtakt wird nicht verschoben und schon gar nicht auf 2070 (gerne entsprechende Dementi googeln). Der D-Takt wird, wie von Anfang an vorgesehen und gar nicht anders umsetzbar, Schritt für Schritt umgesetzt. Mit jeder leistungsfähiger aus- oder neu gebauten Infrastruktur wird ein Stück vom großen Plan des D-Taktes umgesetzt. Das lief und läuft in der Schweiz auch nicht anders. Zudem wird die "Ampel" den Ausbau der Schienenwege beschleunigen. Das "Energiegeld" gab es und wurde als Einmalpauschale zu Beginn der großen Energiepreisinflation ausbezahlt. Unser Ziel als Grüne ist, dass die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung als "Klimageld" (siehe Koalitionsvertrag der "Ampel") als fester Pro-Kopf-Betrag ausbezahlt wird. Menschen mit geringem Einkommen profitieren davon überproportional. Zudem wird der Anreiz, sparsam mit Energie umzugehen, aufrecht erhalten. Wir werden diesen Punkt von den Koalitionspartnern einfordern.

Mit freundlichen Grüßen

Matthias Gastel 

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