Wie soll ihrer Meinung die Digitalisierung an Berliner Schulen sinnvoll umgesetzt werden?

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Maurice Lange
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Frage von Kirill B. •

Wie soll ihrer Meinung die Digitalisierung an Berliner Schulen sinnvoll umgesetzt werden?

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Hallo K.

vielen Dank für die Frage. Digitalisierung ist einer meiner Herzensthemen.

Die Basics

Aus vielen Gesprächen mit Lehrer*innen und Schüler*innen weiß ich, dass es hier teilweise an den Basics mangelt. Damit meine ich nicht einmal zwangsläufig den Internet-Anschluss an Schulen. Der ist zwar auch ein riesen Problem, aber leider mangelt es sogar schon am Strom. Ja, richtig gelesen. Deutschland im Jahre 2021 und es gibt Schulen, die gar keine Chance haben beim Thema Digitalisierung mitzumachen, weil die Stromleitungen in der Schule so alt sind, dass diese überlastet wären, würde man alleine in den Klassenräumen Smartboards verwenden wollen. Hier wurde in den letzten Jahrzehnten(!) schlicht zu wenig getan. Das Bedeutet bei vielen Schulen also erst einmal, dass alleine schon in die reine Infrastruktur wie Strom und Internetleitungen investiert werden muss. Von dort an muss dann bedarfsgerecht geschaut werden, was und ob es Tablets oder Smartboards bedarf. Dazu später mehr.

Die Kompetenzen

Oftmals wird das Bild von alten Lehrer*innen beschrieben, die aus Bequemlichkeit mit dem Tageslichtprojektor arbeiten, weil sie nicht wissen, wie der Beamer funktioniert. Das stimmt nur zum Teil. Es gibt schon jetzt viele junge, kompetente Lehrer*innen, nur leider zu wenige, wie es allgemein zu wenig Lehrer*innen gibt. Ein großes Problem, aber eine andere Baustelle. Trotzdem muss sichergestellt werden, dass es am Ende des Tages nicht an der Bedienung oder dem Wissen scheitert. Das bedeutet allerdings auch: Hier muss eng mit dem Lehrer*innen zusammengearbeitet werden, damit nicht am Bedarf vorbei investiert wird. Was bringen 300 neue Tablets, wenn es an Anwendungsmöglichkeiten mangelt? Was bringt es eine Software anzuschaffen, die unpraktisch / zu kompliziert ist wenn es bessere Lösungen gibt? Dabei spielt auch der nächste Punkt mit hinein.

Schulen nicht alleine lassen

Gerade in der Corona-Krise hat sich wieder gezeigt: Die Schulen werden mit ihren Problemen oftmals alleine gelassen, sollen aber möglichst alles umsetzen. Das sorgt nur dafür, dass jede Schule ihr eigenes "Süppchen" kocht und Arbeiten doppelt gemacht werden. Statt die Schulen mit den Problemen alleine zu lassen, wieso werden keine Lösungen angeboten? Wieso musste jede Schule sich selber informieren welche Software sie einsetzen, wie es funktioniert und dann ans laufen bekommen? Das zieht sich immer weiter durch, wenn in manchen Fällen der Hausmeister auch noch dafür verantwortlich ist den Router aufzustellen. Das sind Arbeiten, die an jeder Schule anfallen. Es wäre daher sinnvoll, wenn es hier landesweite Angebote gäbe, insbesondere weil die Schulen ohnehin schon einen Lehrer*innen Mangel haben.

Der ganze Rest

Alle weiteren Schritte sind mitunter Detail-Lösungen, die auch mitunter individuell mit den Lehrer*innen abgestimmt werden müssen, schließlich sind diese es, die dies am Ende umsetzen müssen. Gerne würde ich hier noch auf mehrere Konzepte eingehen wie Programmieren, hybride Unterrichtsmodelle, wie die Schüler*innen schon jetzt mit ihren Smartphones digitale Lehrmaterialien nutzen könnten oder Lehrer*innen darauf zurück greifen könnten in der Unterrichtsgestaltung. Jedes Business-Meeting, dass mit Formaten wie kahoot aufgelockert wird ist hier digitaler. Ich könnte noch etliche Beispiele und Ideen äußern, würde damit aber sicher den Rahmen sprengen und leider fählt es, wie bereits erwähnt, ja schon an den Basics. Es gibt so viel zu tun. Ein Beispiel möchte ich jedoch noch nennen. Zum Thema Digitalisierung gehört es auch die Medienkompetenz, gerade in Zeiten von Fakenews, aber auch die Gefahren wie Missbrauch, Scam, Hatespeech und vieles mehr. Schulen alleine können dies mitunter nicht immer leisten. Deshalb sind auch außerschulische Angebote für Schüler*innen und Jugendliche wichtig, ob diese dort abzuholen, wo die Digitalisierung längst Alltag für viele ist: in ihrer Freizeit. Eine Idee dazu habe ich im Abschnitt E-Sport im Bezirkswahlprogramm Spandau selber formuliert: https://www.gruene-spandau.de/wp-content/uploads/2021/08/Gruenes-Wahlprogramm-Spandau.pdf

 

Ich hoffe damit ihre Frage beantwortet zu haben.

Mit freundlichen Grüßen,

Maurice Lange