Sehr geehrter Herr Kultusminister Piazolo, 

zu den Maßnahmen, die hoffentlich einen wirksamen Beitrag zur Eindämmung der Corona-Pandemie leisten, gehört der Distanzunterricht. Diese Form des Unterrichts bedingt, dass die Schülerinnen und Schüler daheim nicht nur über einen internetfähigen Rechner (PC oder Laptop), sondern überhaupt über einen Internetanschluss verfügen.

Ich betreue seit knapp 5 Jahren (in Wolfratshausen) eine Flüchtlingsfamilie - eine alleinerziehende Mutter mit 5 Kindern, davon 4 schulpflichtig von der 4. Klasse bis zur Berufsschule. Diese Familie lebt seit dieser Zeit in einem Zimmer in einer von der Regierung Oberbayern betriebenen Asyl- bzw. Flüchtlingsunterkunft ohne Internetzugang. Ein Laptop wurde mittlerweile von einer Schule gestellt.

Ich bin 63 Jahre alt und gehöre somit zur Risikogruppe einer Corona-Infektion. Wegen der Infektionsgefahr sehe ich mich außerstande, mehrere Kinder bei mir daheim einen sinnvollen Distanzunterricht mit all seinen Facetten zu gewährleisten.

Meine Fragen:

-Welche Lösungsmöglichkeiten können Sie mir anbieten?

-Gibt es einen Fonds im Etat der bayerischen Staatsregierung zur Ausstattung von Flüchtlingsheimen und Asylunterkünften für schulpflichtige Kindern mit internetfähigen Geräten bzw. zum Anschluss der Unterkunft an das Internet?

-Falls ja: An wen darf ich mich wenden?

-Falls nein: Gilt das Erreichen des Bildungsziels nur für Kinder in Bayern, die das Glück haben, nicht Flüchtling zu sein?

- Warum müssen sich ehrenamtliche Helfer, die einer Risikogruppe angehören, sich einer erhöhten Infektionsgefahr aussetzen, ohne eine schützende frühere Impfung zu erhalten?

- Ist die menschenunwürdige Unterbringung dieser Familie mit der im Grundgesetz verbrieften Würde des Menschen zu vereinbaren?

In gespannter Erwartung Ihrer baldigen, hoffentlich zielführenden Antwort verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen
Markus Klein