Warum wurde das Merit-Order-Prinzip in Deutschland nicht wie in Spanien abgeschafft?

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Nina Scheer
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Frage von Eric C. •

Warum wurde das Merit-Order-Prinzip in Deutschland nicht wie in Spanien abgeschafft?

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Sehr geehrter Herr C.,

vielen Dank für Ihre Nachricht und bitte entschuldigen Sie meine so sehr verzögerte Antwort. Die Vielzahl an Zuschriften lässt leider nicht immer eine zeitnahe Beantwortung zu. Die massiven Energiepreissteigerungen im Zuge der Krise des vergangenen Jahres stellten für zahlreiche Verbraucher*innen eine große Belastung dar. Es trifft zu, dass es durch das Merit-Order-Prinzip vor allem durch die Beschaffung und Verstromung extrem teuren Gases zu entsprechenden Strompreissteigerungen kam. 

Um eine Überforderung der Verbraucher*innen zu vermeiden, verabschiedeten wir als Ampel-Koalition im vergangenen Jahr die Einführung der Energiepreisbremsen. Indem die Preisbremse eine Orientierung an 80 Prozent des Verbrauchs vornimmt, gelang es, die Preisbremse mit einem Einsparanreiz zu verbinden. Die Einsparung von Gas hatte eben aufgrund des Merit-Order-Effektes wiederum einen eigenen preisbremsenden Effekt: Je weniger des extrem teuren Gases eingekauft werden musste, desto weniger konnte das teure Gas über den betreffenden Effekt auch in Bezug auf den Strompreis steigernd wirken. Ein solcher Einsparanreiz fehlt hingegen bei einem reinen Preisdeckel.

Energiepolitisch kommt Spanien grundsätzlich eine Sonderrolle zu. Gemeinsam mit Portugal ist der Energiemarkt hier weitgehend entkoppelt vom Rest Europas. Gleichwohl gilt auch in Spanien das Merit-Order-Prinzip weiterhin. Allerdings ist dort der volatile Gaspreis staatlich gedeckelt worden, was ebenfalls zu einer Reduzierung energetischer Bezugskosten geführt hat.

Klar ist: Der Strommarkt muss reformiert und an die sich veränderten Gegebenheiten angepasst werden, die ein beschleunigter Ausbau der Erneuerbaren Energien benötigt. Hierüber stehen wir parteiübergreifend auf Bundes- und europäischer Ebene im engen Austausch.

Falls Rückfragen bestehen, wenden Sie sich gerne an nina.scheer@bundestag.de.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Nina Scheer

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