Frage an Oskar Lafontaine von Martin K. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Lafontaine,
bis heute habe ich nicht verstanden, warum sie vor einiger Zeit nach Teheran reisen und den iranischen Präsidenten Ahmadinejad treffen wollten. Ich weiß, sie haben die Reise dann doch abgesagt, aber ich würde mich freuen, wenn sie mir kurz erklären könnten, warum sie ausgerechnet diesen Staatschef besuchen wollten. Hing das mit den Ähnlichkeiten zwischen Sozialismus und Islam zusammen, die sie kurz zuvor erwähnten?
Mit freundlichen Grüßen,
M. Klarstett
Sehr geehrter Herr Klarstett,
Die Europäische Union muss sich im Konflikt um das iranische Atomprogramm endlich zu einem neuen Ansatz durchringen, da die bisherige Strategie gescheitert ist. Die abermalige Verschärfung der Sanktionen gegen den Iran, wie in dieser Woche von den EU-Außenministern beschlossen, wird nichts bewirken. Sie wird im Gegenteil, wie in der Vergangenheit erwiesen, die unnachgiebige Haltung des Iran weiter festigen.
Rund um den Iran – im Irak, in Afghanistan und im Persischen Golf – sind US-Streitkräfte stationiert. Aus den USA und Israel kommen immer wieder unverhohlene militärische Drohungen. Dieses Verhalten verbunden mit der bisherigen Verhandlungsstrategie stärken diejenigen Kräfte in Teheran, die eine Verhandlungslösung im Atomkonflikt verhindern wollen.
Die EU muss sich für Sicherheitsgarantien gegenüber dem Iran einsetzen um zu einer Einigung mit dem Iran über Einschränkungen seines Atomprogramms zu gelangen.
Die Bundesregierung muss ihre EU-Präsidentschaft dazu nutzen, die US-Regierung zu einem Gewaltverzicht gegenüber dem Iran zu bewegen um eine weitere Eskalation zu verhindern.
Der demokratische Sozialismus, für den die LINKE eintritt, steht für Frieden, Völkerverständigung, Pazifismus, Toleranz und den Dialog mit allen Religionen. Gespräche sind immer dann sinnvoll, wenn ein Konflikt deeskaliert werden kann und der Frieden dadurch näher rückt.