Frage an Otto Fricke bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

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Otto Fricke
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Frage von Rene L. •

Frage an Otto Fricke von Rene L. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Dr. Fricke,

vielen Dank für Ihre Antwort ( http://www.abgeordnetenwatch.de/otto_fricke-575-37569--f293578.html#q293578 ).

Dazu eine Nachfrage:

1) Bezieht sich diese Aussage, dass Sie sich zu den Lebensläufen von "Kollegen" nicht äußern, nur auf Ihre eigene Fraktion? Oder betrifft dies auch Politiker anderer Fraktionen wie beispielsweise der Linksfraktion?
2) Ist Ihnen losgelöst vom Einzelfall die Forschung zum System der DDR bekannt und die dort enthaltene Feststellung, dass eben gerade auch Geschichtslehrer und Geographielehrer Kaderfunktionäre waren? Wie beurteilen Sie jemand, der eine Stelle Karriere als DDR-Kader gemacht haben?
3) Sie haben zu Recht - und dies sei Ihnen auch vergönnt - nicht in der DDR gelebt haben. Darauf begründen Sie die Aussage, dass Sie deshalb keine Aussage dazu treffen wollen. Bezieht sich eine solche Sichtweise auch auf andere historische und gegenwärtige Gewalt- und Unrechtsregime oder nur auf die DDR? Wenn nur auf die DDR: Warum nur auf diese und wieso können Sie in anderen Gewalt- und Unrechtsregimen die Sachlage besser einordnen?

Und auch losgelöst vom Einzelfall: Halten Sie es als Mitglied einer Fraktion, die sich auf die Ideale der Märzrevolution, Friedrich Naumann und Theodor Heuss, Hildegard Hamm-Brücher und Hans-Dietrich Genscher bezieht es für tragbar, dass in Ihrer Fraktion Kaderfunktionäre eines Gewalt- und Unrechtsregimes Mitglied sind?

Herzlichst, Rene Lima

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Sehr geehrter Herr Lima,

für mich ist beim Umgang mit meinen Kollegen aller Fraktionen in erster Linie entscheidend, ob ich mit Ihnen konstruktiv zusammenarbeiten kann. Details aus dem Lebenslauf sind dabei zunächst zweitrangig. Selbstverständlich bilde ich mir ein persönliches Urteil über meine Kollegen, welches auch ihre Tätigkeiten in der Vergangenheit einschließt. Obwohl ich mich natürlich mit dem Unrechtssystem der DDR beschäftigt habe, ist mir die aktuelle Forschungsliteratur in Bezug auf die Rolle der Geschichtslehrer nicht bekannt.

Doch selbst wenn ich mich intensiv mit dieser beschäftigen würde, wäre es in meinen Augen unangebracht, ein pauschales Urteil über alle Mitglieder eines ganzen Berufsstandes auszusprechen. Zudem möchte ich mich nicht an der öffentlichen Debatte über die persönliche Vergangenheit von Kollegen beteiligen. Sie werden sehen, dass dies auch in meiner ersten Antwort der entscheidende Punkt war. Der Verweis auf meine mangelnde persönliche Beziehung zur DDR diente lediglich als Hinweis, warum ich keine eigene Erfahrung in das Thema einbringen kann.

Ich halte es nicht nur für tragbar sondern vielmehr für ein liberales, persönlich muss ich sogar sagen, christliches Gebot, jedem Menschen, Strafrecht lasse ich erst einmal außen vor, die Chance zu geben, sich im Sinne der Freiheit zur Verantwortung zu betätigen. Wenn Sie sich weiterhin mit der Vergangenheit von Herrn Deutschmann auseinandersetzen wollen, hielte ich es für zielgerichteter, wenn Sie ihn direkt darauf ansprechen.

Mit freundlichen Grüßen,

Otto Fricke

P.S. Dr. bin ich nicht, mir fehlte die Zeit.

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