Warum wird die Vermögensbildung in Deutschland ungleich gefördert?
Sehr geehrter Herr Fricke,
bekanntermaßen hat Deutschland unter allen Industrienationen mit das niedrigste pro-Kopf-Vermögen. Die Politik ist also gefordert, die Vermögensbildung in Deutschland zu fördern. Hier gibt es aber massive Ungleichheiten bei der Behandlung von Immobilienvermögen und liquidem Vermögen. Wer sich eine selbst genutzte Immobilie leisten kann, spart sich nicht nur Mietzahlungen. Bei der Vererbung an den Nachwuchs wird das Immobilienvermögen ebenfalls bevorzugt, sofern das Kind die Immobilie selbst bewohnt.
Da sich viele Menschen keine eigene Immobilie leisten können, wird in liquides Vermögen investiert (z.B. in Form von Sparplänen in ETF). Hier wird die Vermögensbildung massiv erschwert (Vorabpauschale, Besteuerung von Dividenden,etc). Was ist der Grund für diese Ungleichbehandlung, die ja gerade auch Menschen trifft, die monatlich nur eine geringere Summe zurücklegen können?
Sehr geehrter Herr R.,
haben Sie herzlichen Dank für Ihre Anfrage.
Die unterschiedlichen Maßnahmen in der Bildung von Vermögen in Deutschland sind das Ergebnis historischer Entwicklungen und politischer Entscheidungen über viele Jahrzehnte hinweg. Verschiedene politische Maßnahmen und wirtschaftliche Rahmenbedingungen haben im Laufe der Zeit unterschiedliche Bevölkerungsgruppen auf verschiedene Weisen beeinflusst.
Unser Ziel als Koalitionspartner ist es, diese gewachsenen Strukturen zu analysieren und gezielt Reformen einzuführen, die allen Bürgerinnen und Bürgern gleiche Chancen auf Vermögensbildung bieten. Dabei setzen wir auf mehr Eigenverantwortung, verbesserte finanzielle Bildung und Anreize für private Vorsorge und Investitionen.
Grundsätzlich ist eine Immobilie nicht so einseitig vorteilhaft, wie oft angenommen wird. Eigenanteil, Kreditzinsen und Betriebskosten müssen aus versteuertem Vermögen oder Einkommen bezahlt werden. Dazu kommen Instandhaltung und Leerstandskosten, die aus eigenen Rücklagen gedeckt werden müssen. Wertverluste oder teurere Anschlussfinanzierungen können auf das Gesamtbild ebenfalls negativ wirken.
Bei Kapitalanlagen ist die - vergleichsweise geringe - Abgeltungssteuer von 25 Prozent ein Vorteil, da sie eine planungssichere und verwaltungsarme Besteuerung darstellt. Diese pauschale Steuerbelastung bietet Einfachheit und Fairness, was den Bürgerinnen und Bürgern zugutekommt.
Wir als FDP wollen die Anlagekultur in Deutschland stärken, damit alle Bürger von Kapitalmarktanlagen profitieren können. Besonders Menschen mit geringem Einkommen sollen langfristig von Aktienrenditen profitieren, um die Schere zwischen Arm und Reich zu verringern. Junge Menschen sollen früh in breit gestreute Aktien investieren, da dies langfristig hohe Renditen bei minimalem Risiko bietet.
Auch Krypto-Währungen bieten große Chancen. Wir fördern klare und faire Besteuerungsregeln für Krypto-Gewinne und setzen uns für bessere Rahmenbedingungen durch Gesetze wie das Wachstumschancengesetz und das Zukunftsfinanzierungsgesetz ein. Forschung im Bereich Blockchain unterstützen wir ebenfalls.
Für Kleinanleger haben wir Erleichterungen geschaffen, wie die Erhöhung des Sparerfreibetrags und die Anpassung der Einkommensgrenzen für die Arbeitnehmer-Sparzulage. Zukünftig wollen wir die private Altersvorsorge reformieren und den Solidaritätszuschlag abschaffen. Außerdem fordern wir die Wiedereinführung einer dreijährigen Spekulationsfrist für private Veräußerungsgewinne aus Wertpapieren.
Finanzielle Bildung ist der Schlüssel zu Aufstiegschancen. Wir fordern das Pflichtfach „Wirtschaft & Entrepreneurship“ an Schulen, damit junge Menschen als mündige Bürger finanziell selbstbestimmt handeln können.
Zudem fordern wir die Wiedereinführung einer Spekulationsfrist von drei Jahren für private Veräußerungsgewinne aus Wertpapieren.
Ich hoffe, ich habe ein wenig verdeutlichen können, dass unsere Maßnahmen darauf abzielen, durch stabile und faire Rahmenbedingungen sowohl den Erwerb von Immobilien als auch die Anlage in andere Vermögensformen attraktiv und zugänglich zu machen.
Freundliche Grüße
Otto Fricke
Weitere Fragen an Otto Fricke
ich begrüße wie so viele das Urteil des Bundesfinanzhofes zur Verlustverrechnungsbeschränkung für Termingeschäfte und teile die Kritik an der derzeitigen Regelung.
Der Bundestag hat am vergangenen Donnerstag, 4. Juli 2024, den Gesetzentwurf der Bundesregierung „zur Zulassung virtueller Wohnungseigentümerversammlungen, zur Erleichterung des Einsatzes von Steckersolargeräten und zur Übertragbarkeit beschränkter persönlicher Dienstbarkeiten für Erneuerbare-Energien-Anlagen“ (20/9890) in der vom Rechtsausschuss geänderten Fassung (20/12146) angenommen.
Ich hoffe, dass wir das Gesetz nun mit geringfügigen Änderungen zügig im Rechtsausschuss und Plenum beschließen können
Allerdings wurde das derzeitige Besteuerungssystem für Dieselkraftstoff unter Berücksichtigung des Nutzfahrzeugsektors sowie des gewerblichen Lkw-Verkehrs und dessen internationale Wettbewerbsfähigkeit eingeführt. Der Güterverkehr, der primär auf Dieselkraftstoff angewiesen ist, konkurriert mit europäischen Mitbewerbern, in dem ähnliche steuerliche Differenzierungen in anderen Ländern existieren.