Frage an Peter Altmaier bezüglich Verkehr

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Peter Altmaier
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Frage von Eva Z. •

Frage an Peter Altmaier von Eva Z. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Altmaier,

zum Problem der unerwünschten Stromleitungen der Bürger, habe ich eine Frage an Sie. Es steht doch außer Frage, dass in Zukunft immer mehr Strommasten aufgestellt werden, egal ob Atomstrom oder Wind- und Sonnenstrom. Meiner Meinung nach müssen die Leitungen auf jeden Fall in Zukunft unter die Erde, egal was es kostet. Wir haben für alles mögliche Geld, aber nicht für so wichtige Sachen.
Gas und Ölleitungen werden ja auch unter die Erde verlegt. Könnte man nicht diese Wege auch für die Stromleitungen nützen? Wie stehen Sie dazu und was werden Sie in dieser Angelegenheit tun?

Mit freundlichen Grüßen aus München
Evi und Andi Zollner

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CDU

Sehr geehrter Herr Zollner, sehr geehrte Frau Zollner,

Vielen Dank für Ihre Anfrage und Ihre Anregung an Herrn Bundesminister und MdB Peter Altmaier,

ich wurde gebeten, Ihre Anfrage für ihn zu beantworten. Erst einmal muss ich Ihnen zustimmen, dass wir in Zukunft neue Stromleitungen benötigen, insbesondere um den im Norden Deutschlands erzeugten Windstrom zu den Verbrauchzentren im Süden auf der Höchstspannungsebene (380 kV) zu transportieren. Der Bedarf an neuen Netzen wurde soeben im neuen Netzentwicklungsplan der Bundesnetzagentur für das Jahr 2012 dargestellt. Sie können sich über den Plan im Internet informieren ( http://www.netzentwicklungsplan.de/content/netzentwicklungsplan-2012 ). Der Netzentwicklungsplan befindet sich im Aufstellungsprozess und wird derzeit mit der Öffentlichkeit und den Trägern öffentlicher Belange konsultiert.

Die Stromnetze und insbesondere die Übertragungsnetze stellen die Basis der Energieinfrastruktur dar. Als führende Industrienation Europas ist eine stabile und effiziente Energieversorgung für Deutschland auch in Zukunft unverzichtbar. Das deutsche Stromnetz ist eines der sichersten und zuverlässigsten weltweit, doch bei weiter steigendem Anteil von Erneuerbaren Energien und der damit einhergehenden Zunahme fluktuierender Einspeisung in die Netze können diese ohne Umbau und gebietsweise auch weiteren Zubau an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Der erste Netzentwicklungsplan 2012 skizziert aus Sicht der Übertragungsnetzbetreiber den dringlichsten Handlungsbedarf beim Aus- und Umbau der Übertragungsnetze in den nächsten zehn Jahren. Der Netzausbau ist für den Erfolg der Energiewende unabdingbar, weil der Strom aus windertragreichen Gebieten zu den Verbrauchern transportiert werden muss.

Im Rahmen des Netzentwicklungsplans geht es auch um die Möglichkeiten für Erdverkabelung. Der Bau von Höchstspannungs-Erdkabeln in Deutschland befindet sich noch im Pilot-Stadium. Die bei ersten Pilotprojekten gewonnen Erfahrungen müssen im Sinne eines sicheren Betriebs sorgfältig ausgewertet werden. Erdkabel im Höchstspannungsbereich weisen Unterschiede zur Freileitung in Bezug auf Wirtschaftlichkeit, Eingriff in den Boden- und Wasserhaushalt, Wartungs- und Reparaturaufwand auf. All diese Aspekte müssen bei der Entscheidung für oder gegen (Teil-)Verkabelung im jeweils konkreten Projektfall berücksichtigt werden. Im Netzentwicklungsplan werden dabei aber keine Aussagen zu konkreten Verkabelungsabschnitten gemacht. Eine Entscheidung darüber wird erst im Rahmen der Trassenplanung bzw. der Bundesfachplanung oder im Genehmigungsverfahren getroffen. Die Potenziale der unterschiedlichen Technologien (Freileitung und Erdkabel mit Gleichstrom oder Wechselstrom) werden bei der Gestaltung der künftigen Energieinfrastruktur genutzt und aufeinander abgestimmt.

Leider ist die Erdkabeltechnologie derzeit noch wesentlich teurer als die Freileitungen. Wegen dieser finanziellen Gründe aber auch im Sinne der Netzsicherheit kann Ihrem Wunsch, vollständig auf die Erdverkabelung zu setzen, deswegen nicht entsprochen werden. Die von Ihnen angesprochenen Erdgas- und Erdöltransportleitungen können mit Stromleitungen nicht verglichen werden. Die ganz überwiegend unterirdische Ausführung solcher Transportleitungen beruht auf den physikalischen Eigenschaften dieser Rohstoffe, die hier nach Abwägung aller wirtschaftlichen, technischen und naturschutzfachlichen Belange für einen unterirdischen Transport sprechen.
Die Bundesregierung ist jedoch bestrebt, im Bereich der Erdverkabelung auf hohen Spannungsebenen weiteren technischen Fortschritt zu erreichen. Es wurde vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit kürzlich ein Studie zu den Möglichkeiten und den ökologischen Auswirkungen von Erdverkabelung abgeschlossen. Sie können sich darin über die verschiedenen Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Technologien informieren. Sie finden die Studie auf den Seiten des Energieforschungszentrums Niedersachsen zum Download ( http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:104-2012eb1370 ).

Im Übrigen wurde auf der Ebene der Trassen mit einer Spannung von 110kV (Hochspannungsleitungen) oder weniger als 110 kV eine Erdverkabelung schon als Regelfall im Energiewirtschaftsgesetz ( § 43 h EnWG) verankert, wenn die Kosten nicht mehr als das 2,75-fache einer Freileitungsvariante betragen und keine naturschutzfachlichen Belange der Erdverkabelung entgegenstehen.

Ich hoffe, ich konnte Ihre Anregung und Fragen angemessen beantworten und verbleibe mit den besten Grüßen,

i.A. Jens Lüdeke