Wie können Sie solide und mit Fakten begründen, das Saarland habe keine Probleme mit Grundwasserreserven zu befürchten?

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Petra Berg
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Frage von Thomas F. •

Wie können Sie solide und mit Fakten begründen, das Saarland habe keine Probleme mit Grundwasserreserven zu befürchten?

Sehr geehrte Frau Berg,
Ganz Europa ächzt in diesem Jahr 2022 wegen Trockenheit und Wassermangel. Der Bau der Svolt Batteriefabrik im Wasserschutzgebiet Linslerfeld würde erheblich an die Grundwasserreserven gehen mit 1 Mio Kubikmeter Verbrauch pro Jahr! Sie behaupten ohne wissenschaftliche ökologische Wasserbilanz, das Saarland sei aufgrund seiner Morphologie (Sandstein) vom Problem von Trockenheit und fehlender Grundwasserneubildung ausgenommen.
Wie können Sie dies begründen?
Einerseits besteht das Saarland nicht nur aus Buntsandstein, zudem hat das Departement Moselle sehr wohl auch Buntsandstein.
Ausserdem braucht es für eine Gesamtwasserbilanz (Niederschlag, Sonneneinstrahlung und Verdunstung etc.) sowie prospektivisch mit aktuellen Klimadaten.
Wer hat Ihnen den Unsinn einer "günstigen Wetterschneise" eingeredet, die nur das Saarland betrifft?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr F.,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Gerne gebe ich Ihnen Auskunft.

Die aktuelle Dürrephase ist auf die ausgebliebenen Niederschläge der vergangenen Monate zurückzuführen. Da die Niederschläge im Sommer aber außer in ganz besonders nassen Jahren keine Auswirkung auf die Grundwasserneubildung haben, ist das Thema Trockenheit von der Grundwasserneubildung getrennt zu betrachten.

Die Trockenheit ist ein Problem des Bodenwasserhaushaltes, das heißt, des Wassers, das in den obersten ein bis zwei Metern des Bodens enthalten ist. Je länger die Trockenphase dauert, desto tiefer trocknet der Boden aus, so dass die Pflanzen in Abhängigkeit von der Tiefe ihrer Wurzeln nach und nach nicht mehr an Wasser kommen.

Die einzige Verbindung zur Grundwasserneubildung ist, dass der Bodenwasservorrat während der nachfolgenden Regenperioden erst wieder aufgefüllt werden muss, bevor das Wasser weiter in die Tiefe sickern und neues Grundwasser bilden kann.

Die Grundwasserneubildung im Saarland liegt in den wasserwirtschaftlich genutzten Grundwasserleitern im Saarland bei ca. 180 Mio. m³/a. Insgesamt gibt es 16 Grundwasserkörper. Davon sind ca. 135 Mio. m³/a technisch auf Dauer nutzbar, somit gewinnbares Grundwasserdargebot. Unter Beachtung der ökologischen Randbedingungen reduziert sich das gewinnbare Dargebot auf ca. 100 Mio. m³/a. Die Wasserförderung lag in den letzten Jahren im Durchschnitt bei knapp 70 Mio. m³ im Saarland. Davon gehen ca. 53 Mio. m³ in die öffentliche Wasserversorgung, der Rest verteilt sich auf Brauchwasserentnahmen und die Entnahmen für sonstige Zwecke wie z.B. Mineralwassergewinnung. Jedes Jahr bildet sich deutlich mehr Grundwasser nach als verbraucht wird.

Die Niederschläge im Sommer tragen dabei kaum zur Grundwasserneubildung bei. Insoweit ist ein Absinken der Wasserspiegel in den Sommermonaten natürlich gegeben, was jedoch in der Regel im darauffolgenden Winterhalbjahr wieder ausgeglichen werden kann. Insofern belastet auch eine längere Trockenperiode im Sommer die Grundwasserneubildung kaum, im Gegensatz zu ausbleibenden Niederschlägen im Winter.

Diese Erkenntnisse beruhen auf Untersuchungen des Ministeriums, die auf wissenschaftlicher Basis unserer Mitarbeitenden erstellt werden. Diese Mitarbeitenden sind ausgebildete Geologen und Hydrologen, also ausgewiesenes Fachpersonal.

Die bestimmenden Faktoren für die Berechnung (da diese nicht gemessen werden kann) der Grundwasserneubildung wie das Klima, die Geologie oder die Landnutzung sind vielfältig und komplex, so dass aufwändige Vorarbeiten erforderlich werden. Berechnet werden sie, das ist wissenschaftlicher Konsens, für Zeiträume von mindestens 30 Jahren – nicht nur wegen ihrer Komplexität, sondern vor allem wegen der starken jährlichen Schwankungen des Wettergeschehens.

Die letzte Gesamtzusammenstellung in dem Ökologischen Wasserversorgungskonzept war 1995. Natürlich hat sich seither die Datenlage weiter verbessert und auch die Modelltechnik. So haben wir vor ca. 15 Jahren das Grundwassermodell Saar entwickeln lassen, das seither auch ständig weiterentwickelt wurde. Daneben betreiben wir ein umfangreiches wasserwirtschaftliches Messnetz. Darüber können Veränderungen zeitnah validiert werden. Durch die Überwachung der Grundwasserspiegel und Entnahmen wird sichergestellt, dass die Grundwasserneubildung damals und heute nicht unterschätzt wird.

Gründe für das gute Grundwasservorkommen im Saarland sind die Lage und Geologie unseres Landes. Einerseits nehmen die Niederschläge in Europa von West nach Ost ab, da die Wolken an den Mittelgebirgen abregnen. Im Inneren der Kontinente ist es daher immer trockener als an den Küsten. Andererseits kann der Untergrund im Mittelgebirge mehr Wasser speichern als im Tiefland. Das tiefere Grundwasser ist auch besser gegen Verdunstung und Verschmutzung geschützt als Flüsse und Seen.

Ich hoffe, dass ich Ihnen meine Aussagen verständlich machen konnte und möchte ausdrücklich betonen, dass Wasser ein hohes Schutzgut ist, mit dem wir mit äußerster Sorgfalt umgehen.

 

Mit freundlichen Grüßen

Petra Berg

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