Frage an Rainer Arnold von Walter R. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Arnold,
auch mich beschäftigt das Thema "Unzureichende Ausrüstung der Bundeswehr in Afghanistan"!
Ich habe Ihre Antworten mit Interesse gelesen und bin positiv überrascht über Ihre sehr pragmatische und realitätsnahe Sicht der Dinge. Daher hoffe ich, dass Sie mir meine Frage beantworten können:
Ich verstehe, dass die Beschaffung der nötigen ATF "Dingo" nicht aus der hohlen Hand finanziert werden kann und Zeit braucht. Aber was ich nicht verstehe: Warum werden nicht vorhandene Fahrzeuge genutzt? In dt. Stützpunkten stehen massig SPz "Marder", die einen wesentlich höhreren Schutzfakter als selbst das ATF "Dingo" bieten (von der Feuerkraft im Falle eines Feuerüberfalls ganz zu schweigen), warum bekommt unsere Truppe diese Fahrzeuge nicht? Klar ist der SPz "Marder" als Kind des kalten Krieges veraltet, aber A-Stan ist kein symetrisches Schlachtfeld. Die Taliban rücken nicht mit Panzern, modernen Lenkwaffen oder gar Luftwaffe an. Die Erfahrungen der IDF in aktuellen Konflikten haben den Wert gepanzerter (Ketten!-)Fahrzeuge mit kleinkalibriger Bewaffnung bewiesen. Der Marder kann Weichziele mit dem TurmMG bekämpfen, Hartziele können mit der BMK ausgeschalten werden. Dies kann ohne Exponierung der Besatzung geschehen. Zusätzlich kann das Zielsystem des Marders zur Aufklärung und somit Präventiv genutzt werden.
Warum also wird der Marder nicht in Afghanistan eingesetzt? Sehen Sie sich in der Lage mir das zu erklären?
Mit freundlichem Gruss,
Walter Ruf
PS: Manchem Leser mag meine etwas trockene Formulierung makaber oder gefühlskalt erscheinen. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass wir hier nicht von einer Kneipenschlägerei auf dem Oktoberfest reden. Wir reden von einem Kriegsschauplatz, wir reden von Menschen, die in einem fremden Land versuchen Humanitäre Hilfe zu leisten und ihr Leben zu riskieren! Sie tun dies freiwillig und ohne Zwang, daher haben diejenigen, die ihnen nach dem Leben trachten mit den entsprechenden Konsequenzen zu leben!
Sehr geehrter Herr Ruf,
danke für Ihre Anfrage. Ich bin gerne bereit, Ihnen über den in Afghanistan eingesetzten "Marder" Auskunft zu geben. Weil ich die Gefahr sehe, dass wir uns hier in eine Spezialisten-Diskussion begeben und ich finde, dies ist nicht das geeignete Forum dafür, möchte ich es aber kurz halten. Ich denke, Sie haben dafür Verständnis.
Der Marder ist längst in Afghanistan und kommt dort auch zum Einsatz. Ihre Einschätzung zu dem hohen Schutzfaktor des Marder teile ich. Die schwere Panzerung ist aber auch ein Nachteil: Die Einsatzmöglichkeiten gerade in Afghanistan sind begrenzt - der Marder ist für viele Regionen schlicht zu schwer, er versinkt dort im Sand. Der Dingo ist leichter und deshalb das favorisierte Fahrzeug.
Ich habe Anfang dieser Woche mit Befriedigung gelesen, dass dem Heeresausbildungszentrum der Bundeswehr in Hammelburg anscheinend kurzfristig mehrere aktuelle Modelle des Dingo zur Verfügung gestellt worden sind. Damit können die von mir oft beklagten Defizite bei der Ausbildung an diesem Fahrzeug endlich beseitigt werden.
Selbstverständlich werde ich diesbezüglich aber in der nächsten Sitzung des Verteidigungsausschusses noch einmal nachhaken.
Mit freundlichen Grüßen
Rainer Arnold