Warum sind Sie gegen die Abschreckung mit Marschflugkörpern und Luftverteidigungsraketen?

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Ralf Stegner
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Frage von Willy K. •

Warum sind Sie gegen die Abschreckung mit Marschflugkörpern und Luftverteidigungsraketen?

Sehr geehrter Herr Stegner,

im WDR Morgenecho sagten Sie, dass es eine schlechte Variante wäre, mit Tomahawk Marschflugkörpern mittlerer Reichweite und Flugabwehrraketen SM-6 eine große Sicherheitslücke in der europärischen Verteidigungsarchitektur zu schließen. (https://shorturl.at/nfFUb)

Sie wünschten sich Verhandlungen, obwohl Russland in Kaliningrad ballistische SS-26 (Iskander) Boden-Boden-Raketen dauerhaft (https://shorturl.at/UlOy3) auch für die nukleare Bewaffnung bereits 2018 (https://shorturl.at/smnk5) und dazu Hyperschallraketen Kinschal 2022 stationiert hat. (https://shorturl.at/Muvnc)

Im Fall der SS-26 vermuten westliche Dienste, dass diese in der MFK Version Iskander 9M728/9M729 über eine Reichweite von über 1500km verfügen. Dies wird von russischen Quellen bestätigt. (https://shorturl.at/fCrZy) Beides verstößt gegen den INF-Vertrag.

Sehen Sie in dieser Sicherheitslücke kein Problem und warum glauben Sie, dass man mit dem Kreml darüber verhandeln könnte?

MfG

Willy K.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr K.,

 

vielen Dank für Ihre Nachricht. Bitte entschuldigen Sie, dass Sie noch keine Antwort erhalten haben. Es erreichen mich täglich eine sehr große Anzahl von Zuschriften und es ist mir ein persönliches Anliegen auf die Zuschriften in angemessenem Umfang zu reagieren.

 

Zu Ihrem Anliegen. Ich verstehe sehr gut, dass Sie sich über europäische Sicherheitslücken Gedanken machen.

 

Ich persönlich bin der Auffassung, dass eine Aufrüstungsspirale, verbunden mit einer solchen Stationierung von Marschflugkörpern mittlerer Reichweite und Flugabwehrraketen, die Kriegsgefahr eher erhöhen könnte, anstatt zur Sicherheit beizutragen.

Natürlich stellt die Stationierung von russischen Raketen in Kaliningrad eine Bedrohung dar, doch sind die see- und luftgestützten Kapazitäten der NATO den russischen qualitativ wie quantitativ überlegen. Meiner Ansicht nach sollte daher vor einer tatsächlichen Stationierung eine ausführliche Debatte, politisch wie gesellschaftlich, über dieses Vorhaben geführt werden.

 

In Bezug auf die von Ihnen angesprochenen Verhandlungen mit dem Kreml, ist mir selbstverständlich bewusst, dass aktuell kein russisches Interesse hierfür besteht. Darauf hinzuarbeiten, dass sich diese intrinsische Haltung verändert, halte ich jedoch für notwendig. Deshalb plädiere ich unter anderem für diplomatische Annäherungen an die wichtigsten Partner Russlands, China und Indien, die Druck auf Putin ausüben könnten, um ihn an den Verhandlungstisch zu bringen.

Abrüstungs- und Friedensverhandlungen sind immer schwierig, schließlich finden diese zwischen politischen Gegnern statt, doch ich bin der festen Überzeugung, dass langfristiger Frieden nicht ausschließlich durch militärische Mittel erreicht werden kann. Stattdessen bedarf es vor allem auch intensive diplomatische Bemühungen und Verhandlungen.

 

Ich äußere mich in dem folgenden Interview mit dem NDR etwas umfangreicher zu meiner Position. Falls Sie Interesse daran haben, finden Sie das Interview unter folgendem Link: https://www.ndr.de/nachrichten/info/Stegner-zu-US-Raketen-Wir-brauchen-Sicherheit-kein-Wettruesten,audio1693878.html

 

Nochmals vielen Dank für Ihre offenen Worte und Ihre Frage an mich.

 

Mit besten Grüßen

Ralf Stegner

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