Frage an Renate Künast bezüglich Wirtschaft

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Renate Künast
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Till R. •

Frage an Renate Künast von Till R. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrte Frau Künast !
Ich bin ein, Ihrer Politik nicht abgeneigter Student.Eigentlich war für mich auch klar, dass ich Ihnen meine Erststimme gebe, da ich Ihre Arbeit als Verbraucherschutzministerin wirklich schätze.Nun musste ich mit Schrecken hören, dass Sie in der BILD-Zeitung die Deutschen aufgefordert haben mehr deutsche Produkte zu kaufen.Nun möchte ich gerne wissen, ob Sie dies wirklich so gesagt haben ? Wenn ja , wie kommen Sie dazu so eine polemische inhaltsleer Aussage zu tätigen. Sollte es nicht stimmen würde ich mich über eine Aufklärung freuen und eine Richtigstellung was sie da gesagt bzw. gemeint haben. Mit freundlichen Grüßen
Till Rüster

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Rüster,
ich danke Ihnen für Ihre Frage über Kandidatenwatch. Sie beziehen sich auf ein Interview mit der Bild-Zeitung, indem Frau Künast dazu auffordert, beim Einkauf auch auf die Herkunft der Produkte zu achten. Leider wurde Frau Künasts Anliegen dabei aber auch - ob nun bewusst oder unbewusst - als Aufruf zu einer "protektionistischen Abschottung" uminterpretiert. Insbesondere hat die Ministerin nicht zum Boykott ausländischer Waren aufgerufen, wie zum Teil fälschlicherweise behauptet wurde.
Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass das Anliegen der Bundesministerin richtig und vollständig dargestellt und verstanden wird: Verbraucherinnen und Verbraucher können mit einer bewussten Kaufentscheidung dazu beitragen, dass sich solche Produkte, die unter sozial und umweltpolitisch nachhaltig vertretbaren Bedingungen hergestellt werden, im Markt besonders durchsetzen. Dazu müssen beim Kauf neben den Preis noch andere Kriterien treten.
Je nach Produktbereich gibt es hierfür verschiedene Ansätze, die gerade in den letzten Jahren praktikabel weiter entwickelt worden sind. Am einfachsten geht das sicherlich bei solchen Produkten, die regional zugeordnet werden können, wie das zum Beispiel bei vielen Lebensmitteln der Fall ist. Die Entscheidung für solche Lebensmittel ist nicht zwangsläufig mit höheren Kosten für die Verbraucher verbunden. Die dadurch - neben den Vorteilen für Verbraucher und Umwelt - auch bewirkte Stärkung der Wirtschaft gerade in ländlichen Regionen liegt auf der Hand.

Es stärkt letztlich aber auch die heimischen Arbeitsplätze, wenn Ver­braucher­­innen und Ver­braucher die besonderen Anstrengungen von Herstellern - ob einheimisch oder im Ausland - in Bezug auf Sozial- und Umweltaspekte belohnen. Denn dadurch wird zum einen der Wettbewerb fairer, und nicht mehr durch unhaltbare soziale Zustände oder Umweltzerstörung verzerrt; und zum anderen können sich dadurch auch in anderen Ländern Einkommen, Lebensstandard und damit die Nachfrage besser entwickeln.

Hier können, wie die Erfahrung zeigt, staatliche oder internationale Regelungen nur beschränkt wirken. Es kommt also tatsächlich auf die freiwillige und bewusste Unterstützung der Verbraucherin und des Verbrauchers an. Zur Transparenz und Orientierung dient dabei die Kennzeichnung, wie zum Beispiel das Bio-Siegel für Produkte des ökologischen Landbaus oder die Kennzeichnung fair gehandelter Produkte (wie bei Kaffee oder Schokolade). Und wo es eine solche Kennzeichnung bisher nicht oder nicht in ausreichendem Umfang gibt, können Ver­braucherinnen und Verbraucher Anstöße geben - indem sie sich gezielt nach den Arbeits­bedingungen, nach der Einhaltung verbindlicher Sozialstandards erkundigen, etwa beim Kauf von Spielzeug oder Kleidung.

Auf den Punkt bringt die Absicht von Bundesministerin Künast das folgende Zitat aus der Verbraucherinformationskampagne "Echt gerecht - clever kaufen" (www.echtgerecht.de), die das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft im letzten Jahr gestartet hat: "Mit unseren Kaufentscheidungen beeinflussen wir jeden Tag aktiv nicht nur unser eigenes Leben, sondern das vieler anderer in anderen Teilen der Erde und das leben nachfolgender Generationen. Denn wir bestimmen auch darüber, wie etwas hergestellt wurde, welche Folgen für die Umwelt die Herstellung hatte, wer es hergestellt hat und wie es zu uns gekommen ist".

Ich hoffe, ich konnte die Frage beantworten und sende freundliche Grüße, auch im Namen von Renate Künast,
Katrin Langenbein

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