Wird das Recht auf Unversehrtheit zur neuen Moraldebatte missbraucht, bei der egalitäre Differenz normativ keine Rolle spielt, weil beim Gesundheitssystem jahrelang am falschen Ende gespart wurde?

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Renate Künast
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Frage von Janina K. •

Wird das Recht auf Unversehrtheit zur neuen Moraldebatte missbraucht, bei der egalitäre Differenz normativ keine Rolle spielt, weil beim Gesundheitssystem jahrelang am falschen Ende gespart wurde?

Menschen, die kaum Risiko eines schweren Verlaufs haben, sollen sich aus Solidarität impfen lassen, dadurch würden Vulnerable geschützt und sie selbst bei allen Eventualitäten auch. Die Gesellschaft ist divers; die Moral wird dadurch auf die Probe gestellt, wo sie an Grenzen stößt & welcher Umgang folgt. Mir fehlt diese Einsicht in der Politik. Statt auf Solidarität auch mit den 'Unvernünftigen' zu setzen, wie wir es bei 'vermeidbaren' Erkrankungen im Gesundheitswesen bisher getan haben, wird in 'gut' und 'böse'-Kategorien gespalten, wobei den jeweiligen Positionen das Normative zu fehlen scheint. Mir macht diese Moral Angst. Eine Moral, bei der Menschen es als alltäglichen Umgangston etablieren in "die einen" und "die anderen" zu entscheiden; eine Moral, bei der man sich positionieren soll,bei der man kategorisiert wird und nach der sich die Gesellschaft organisiert. Wäre die Fürsorge für jeden, der sie braucht - ungeachtet der 'Unvernunft' - nicht ein Anfang? (Egalitäre Differenz)

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Guten Tag,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Durch die Entwicklung der Corona-Pandemie wurden berechtigte Maßnahmen ergriffen, die die Freiheit der gesamten Gesellschaft betrafen, beispielsweise durch Lockdowns mit starken Kontaktbeschränkungen und gravierenden Folgen insbesondere die psychische Entwicklung und Bildung von Kindern sowie den ökonomischen Konsequenzen. Zudem ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass die Impfung gegen das SARS-CoV2-Virus hilft, das Infektionsgeschehen zu bremsen und schwere Krankheitsverläufe deutlich zu reduzieren. Die Wahrscheinlichkeit, schwer an COVID-19 zu erkranken, ist bei den vollständig gegen COVID-19 geimpften Personen um etwa 90% geringer als bei den nicht geimpften Personen.  

Das Impfen war ein wichtiges Mittel um mittelfristig der COVID-19 Pandemie Einhalt zu gebieten. Wer sich impfen lässt, schützt nicht nur sich, sondern auch andere. Es geht bei den Impfanreizen nicht um eine gesellschaftliche Spaltung zwischen „gut“ und „böse“, sondern um eine solidarische Gesellschaft, die sich verantwortungsbewusst sich selbst und anderen gegenüber verhält. 

Corona hat uns allerdings auch die Stärken und Schwächen unseres Sozialstaates vor Augen geführt: wie wichtig ein robustes Gesundheitssystem für alle ist. Hier sehen wir als grüne Partei Reformbedarf. Dabei ist das Ziel ein bedarfsgerechtes System zu schaffen, das für jeden zugänglich ist - egal ob Stadt oder Land. Hier finden Sie weitere grüne Inhalte dazu: https://www.gruene-bundestag.de/themen/gesundheit

Freundliche Grüße

Team Renate Künast

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