Frage an Sabine Bätzing-Lichtenthäler von Guido F. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Bätzing,
ich danke Ihnen für Ihre Reaktion auf meine Anfrage vom 13.4.08, doch leider haben Sie meine Fragen nicht beantwortet.
Ich kann aus Ihren Worten lediglich schließen, dass Sie ein Alkoholverbot nicht unterstützen werden.
In Anbetracht der massiven sozialschädlichen Folgen des Alkoholkonsums, frage ich mich noch immer, anhand welcher objektiven Kriterien Sie die Gefährlichkeit eines Rauschmittels beurteilen.
Ihre wiederholte Aufforderung, "[...] man sollte mit dem Verweis auf die Gesundheitsrisiken durch Tabak oder Alkohol nicht von den Risiken des Cannabiskonsums ablenken [...]", erweckt eher den Eindruck, Sie möchten von den negativen Folgen des Alkoholkonsums ablenken.
Warum findet sich in diesem Forum nur eine einzige Stelle, in der Sie konkret eine Auswirkung des Alkoholkonsums benennen?
Wenigstens ist es die tragischste Folge, nämlich 73.000 Tote jährlich, auf welche Sie am 4.2.08, in Ihrer Antwort an Herrn Burkhardt, beiläufig aufmerksam machen.
Ansonsten ist Alkohol für Sie "[...] eine Substanz, deren maßvoller Konsum für die Mehrheit der erwachsenen Bevölkerung geringe gesundheitlichen Risiken birgt."(Ihre Antwort an Herrn Lassen, vom 21.2.08).
Wenn aber schon der maßvolle Konsum von Alkohol geringe gesundheitliche Risiken birgt, sollten Sie dann in Anbetracht von mindestens 9,5 Mio. Bundesbürgern, die eher maßlos mit Alkohol umgehen, die Folgen des Alkoholkonsums nicht viel häufiger auch beim Namen nennen?
Warum zeigen Sie die Gefahren des Alkoholkonsums nicht genauso deutlich, wie die möglichen Auswirkungen des Cannabiskonsums?
Alkohol erhöht deutlich das Risiko für die Entstehung von Mundhöhlen-, Kehlkopf-, Speiseröhren-, Brust-, Magen- und Darmkrebs.
Er verursacht schwere Erkrankungen innerer Organe, bis hin zur tödlichen Leberzirrhose und er schädigt das gesamte Nervensystem und das Gehirn.
Psychosen und Abhängigkeit werden durch Alkohol ausgelöst, was zu unsäglichem Leid bei Millionen Angehörigen führt.
Freundliche Grüße
Guido Friedewald
Sehr geehrter Herr Friedewald,
Ziel des Abgeordnetenwatch ist es, zu Bürgerfragen Stellung zu nehmen, nicht aber selbst Themen zu setzen. Wie ich in meiner ersten Antwort an Sie betonte, schätze ich das Problem riskanten Alkoholkonsums als hoch brisant ein. Der jährliche Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung ermöglicht nähere Information zum Thema Alkohol.
Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wodurch für Sie "eher der Eindruck erweckt" wird, ich würde "von den negativen Folgen des Alkoholkonsums ablenken" wollen. Nachfolgend einige Auszüge meiner Antworten zum Thema Alkohol:
Oktober 2007
"... Ich beobachte die Entwicklung des Alkoholkonsums in Deutschland mit Sorge. Unser Land liegt im internationalen Vergleich hinsichtlich des Alkoholkonsums der Bevölkerung im oberen Drittel, unter Jugendlichen ist der Alkoholkonsum in den letzten Jahren stark angestiegen. Die Reduzierung des Alkoholkonsums zählt daher zu den vordringlichen gesundheitspolitischen Zielsetzungen der Bundesregierung. Derzeit werden Maßnahmen geprüft, die der Erreichung dieser Zielsetzung dienen können..."
November 2007
"... Nach neuerem Verständnis bezeichnet man heute jede psychoaktiv wirkende Substanz als Droge ... Das ist bei Alkohol der Fall. Insofern setze ich mich für einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol ein, wobei mir persönlich eine entsprechende Sensibilisierung der Bevölkerung sehr am Herzen liegt. In diesem Zusammenhang bereitet mir insbesondere der in den letzten Jahren stark gestiegene missbräuchliche Alkoholkonsum unter Jugendlichen Sorge. Da ich dies als wichtiges Thema verstehe, stand auch die Tagung der Drogenbeauftragten im Oktober diesen Jahres unter dem Motto ´Voll drauf - Neue Formen jugendlichen Alkoholkonsums?´. Um Jugendliche wirksam zu schützen brauchen wir neben der notwendigen Aufklärungs- und Informationsarbeit auch überzeugende Kontrollmöglichkeiten hinsichtlich der Anwendung bestehender Verbote. Dafür setze ich mich ein! ..."
"...Ich stimme Ihnen ... zu, dass noch mehr Anstrengungen nötig sind, um den Konsum jeder Art von Drogen, insbesondere den Alkoholkonsum durch junge Menschen, zu reduzieren bzw. zu unterbinden. Daher setze ich mich für eine strikte Umsetzung der zum Jugendschutz getroffenen gesetzlichen Regelungen ebenso ein wie für Aufklärungskampagnen, deren Zielgruppen nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch Erwachsene jeder Altersgruppe sind.
Februar 2008
"... Nach den mir vorliegenden Daten gehört Deutschland leider zu den Ländern mit den höchsten Raten alkoholbedingter Todesfälle. Analysen zu alkoholbezogenen Gesundheitsstörungen und Todesfällen gehen von jährlich ca. 73.000 Todesfällen in Deutschland aus, die durch riskanten Alkoholkonsum allein oder durch kombinierten Konsum von Alkohol und Tabak verursacht werden. Mit einem jährlichen Verbrauch von zehn Liter reinen Alkohols pro Kopf in der Bevölkerung liegt Deutschland im internationalen Vergleich im oberen Drittel. Dies spiegelt eine in der Gesellschaft weit verbreitete unkritisch positive Einstellung zum Alkohol. Um vor allem Jugendliche wirksam vor den Gefahren des Alkoholkonsums zu schützen, muss es uns vor allem gelingen, ein Bewusstsein für die gefährliche Droge Alkohol in der Gesellschaft zu etablieren. Die Prävention beginnt in der Familie ..."
"... Ich selbst stehe einer umfassenderen Deklaration von Alkohol in Lebensmitteln aufgeschlossen gegenüber ..."
April 2008
"... Gerade vor dem Hintergrund, dass etwa 10.000 Kinder pro Jahr in Deutschland an den gesundheitlichen Folgen des Alkoholkonsums ihrer Mütter während der Schwangerschaft leiden, begrüße ich eine entsprechende Kennzeichnung von Alkoholika als Möglichkeit zur Prävention ..."
Ich danke Ihnen, dass auch Sie an dieser Stelle explizit auf die mit riskantem Alkoholkonsum verbundenen Risiken hingewiesen haben.
Mit freundlichen Grüßen
Sabine Bätzing