Frage an Sabine Bätzing-Lichtenthäler von Guido F. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Bätzing,
in Ihrer Antwort an Herrn Kung, vom 14.05.08, weisen Sie wiederholt auf die "Expertise" des Herrn Thomasius hin. Der Deutsche Hanfverband veröffentlichte am 25.11.05 eine Meldung, welche die besagte Studie in einem besonderen Licht erscheinen lässt (http://hanfverband.de/aktuell/meldung_1132929998.html).
Wurde der Auftrag ohne Ausschreibung an Prof. Dr. Thomasius vergeben, da seine bekannt kritische Haltung zu Cannabis möglichst große Gefahren des Cannabiskonsums als Ergebnis gewährleisteten?
Glauben Sie, Prof. Dr. Thomasius verfügt, als Leiter der Drogenambulanz des Unikrankenhauses Eppendorf, über die notwendige wissenschaftliche Objektivität oder könnte die Forschungsarbeit durch seine Tätigkeit in der Drogentherapie, subjektiv und unwissenschaftlich beeinflusst sein?
In Ihrer Antwort an Herrn Kung behaupten Sie auch wiederholt, neuseeländische Studien "haben ergeben, dass eine 2,5 bis 5mal höhere Belastung der Atemwegsfunktionen bei Cannabiskonsumenten im Vergleich zu Tabakrauchern besteht".
Hoffen Sie, dass Ihre falsche Darstellung durch mehrfache Wiederholungen richtig wird, oder haben Sie nur vergessen die Worte "dose equivalence" zu übersetzen?
Wahrheit ist also, dass der Rauch des Cannabiskrauts im Vergleich zum Rauch der selben Dosis Tabak eine 2,5- bis 5-fache Atemwegsbelastung verursacht.
Eine Filterzigarette enthält 0,9g Tabak. Der deutsche Durchschnittsraucher raucht täglich 16 Zigaretten, was einer Menge von 14,4g Tabak entspricht.
Um die gleiche Belastung der Atemwegsfunktion durch Marihuanarauch zu verursachen, müsste die täglich konsumierte Cannabismenge mindestens ein Fünftel der genannten Tabakmenge betragen. Dies entspräche einem täglichen Verbrauch von ca. 2,9g oder von einem Kilogramm "Gras" pro Jahr.
Aber wurde Cannabis nicht eigentlich wegen des enthaltenen THC verboten und nicht wegen der Atemwegsbelastungen, die nur beim Rauchen von Cannabis auftreten, nicht aber bei anderen Kosumformen?
Freundliche Grüße
Guido Friedewald
Sehr geehrter Herr Friedewald,
Ihre wiederholten Fragen sowie die Bezugnahme auf meine an andere Fragesteller gerichteten Antworten deuten darauf hin, dass Sie der Diskussion im Abgeordnetenwatch mit großem Interesse für das Thema Cannabis aufmerksam folgen. Das ist insofern positiv, als ich so darauf verzichten kann, mich an dieser Stelle erneut zu wiederholen. Zu den Gründen des Cannabis-Verbots und meiner persönlichen Haltung in dieser Frage habe ich mich bereits umfassend im Abgeordnetenwatch geäußert.
Ihren Zweifel an der wissenschaftlichen Kompetenz oder Unabhängigkeit einzelner vom Bundesministerium für Gesundheit finanziell geförderter Studien teile ich nicht. Sofern Sie bezüglich inhaltlicher Aspekte dieser Studien in wissenschaftlichen Gedankenaustausch treten möchten, empfehle ich, den direkten fachlichen Austausch mit den jeweiligen AutorInnen zu suchen.
Als Drogenbeauftragte der Bundesregierung liegt mir daran, die Bürgerinnen und Bürger über die Folgen missbräuchlichen Konsums jeglicher Suchtmittel zu informieren. Insofern danke ich Ihnen dafür, meinen Hinweis auf die gesundheitlichen Gefahren auch des Tabakrauchs aufgegriffen zu haben.
Häufig betonen gerade Befürworter einer Cannabis-Legalisierung gesundheitliche Schäden, die durch den Konsum anderer Suchtmittel verursacht werden. Nachdem Ihre bisherigen Fragen in Bezug zum Alkoholkonsum standen, konstatieren Sie nun unter Verweis auf den "deutschen Durchschnittsraucher", dass zwecks Erzielung gleicher gesundheitlichen Belastung der Atemwegsfunktionen eine vergleichsweise höhere Tabak- als Cannabisdosis erforderlich sei. Ein solcher Vergleich, der zudem das häufige Zusammenspiel von Cannabis- und Tabakkonsum unberücksichtigt lässt, zielt darauf, das vom Cannabis ausgehende Schädigungspotential für die Gesundheit des "deutschen Durchschnittskiffers" zu relativieren. Dazu zitiere ich aus meiner am 21.04.2008 an Sie gerichteten Antwort: "Man sollte mit dem Verweis auf die Gesundheitsrisiken durch Tabak oder Alkohol nicht von den Risiken des Cannabiskonsums ablenken."
Mit freundlichen Grüßen
Sabine Bätzing