Sehr geehrter Herr Ultes,

als zuständige Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister der Finanzen danke ich Ihnen für Ihre Anfrage zum Verbot sogenannter Leerverkäufe.

Aufgrund der EU-Leerverkaufsverordnung sind sog. ungedeckte Leerverkäufe von Aktien, bei denen der Leerverkäufer die Aktie weder geliehen noch einen sonstigen rechtlichen Anspruch auf Übertragung einer entsprechenden Anzahl von Wertpapieren derselben Gattung hat, verboten. Dieses Verbot gilt EU-weit und somit auch in Deutschland. Das in Frankreich verhängte, zeitlich befristete Verbot betrifft gedeckte Leerverkäufe.

Nach Beobachtungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) war in Deutschland keine maßgebliche Erhöhung von Leerverkaufspositionen zu beobachten. Es ist davon auszugehen, dass der Kursverfall in den letzten Wochen hauptsächlich auf Unsicherheit über weitere wirtschaftliche Auswirkungen infolge der Corona-Pandemie und das Einpreisen von Beeinträchtigungen und Gefahren für die Realwirtschaft zurückzuführen ist. Vor diesem Hintergrund wurde von der BaFin kein Verbot gedeckter Leerverkäufe verhängt, zumal ein solches Verbot die Preisbildung an den Märkten beeinträchtigen, dem Markt Liquidität entziehen und Hedging-Möglichkeiten (d.h. legitime Absicherungsgeschäfte) erschweren würde.

Die BaFin beobachtet die Marktentwicklungen jedoch sehr genau und steht bereit, auf etwaige Lageveränderungen jederzeit kurzfristig angemessen zu reagieren.

Mit freundlichen Grüßen

Sarah Ryglewski