In Bremen und Portugal gibt es eine hohe Impfquoten, hohe 7-Tage-Inzidenzen und viele Kontakt-Beschränkungen. Könnte das auch an andern Orten in Deutschand passieren?

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Sarah Ryglewski
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Frage von Reinhard G. •

In Bremen und Portugal gibt es eine hohe Impfquoten, hohe 7-Tage-Inzidenzen und viele Kontakt-Beschränkungen. Könnte das auch an andern Orten in Deutschand passieren?

Sehr geehrte Frau R.

Bremen hat eine Impfquote von 87,5%, aber die aktuell höchste „7-Tage-Inzidenz“ (713,7) in Deutschland. https://www.corona-in-zahlen.de/bundeslaender/

Zu Portugal:
https://www.corona-in-zahlen.de/weltweit/portugal/ (Am 6.1.22. eine 7-Tage-Inzidenz von 1.670 bei einer Impfquote von 89,65 %)
https://www.berliner-zeitung.de/news/trotz-hoher-impfquote-corona-massnahmen-in-portugal-werden-verschaerft-li.198083
https://www.stern.de/gesundheit/98-prozent-impfquote--diesen-weg-geht-portugal-gegen-das-coronavirus-30910886.html (Danach sollen dort 98 % der über 12 Jährigen geimpft sein.)

Kann eine hohe Impfquote wirklich eine hohe Ansteckung verhindern? Halten Sie es für erwiesen, dass die Impfungen, auch bei künftigen Varianten, ausreichend wirksam sind? Könnten Impfstoffe, die nicht an neue Virusvarianten angepasst sind, das Virus stärker machen, und zu weiteren "Fluchtmutationen" führen?

Mit freundlichen Grüßen

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Sehr geehrter Herr G.,

vielen Dank für Ihre Fragen, die ich getrennt voneinander wie folgt beantworte:

(1) Kann eine hohe Impfquote wirklich eine hohe Ansteckung verhindern?

Dass es mit steigender Impfquote zu immer mehr Impfdurchbrüchen kommt, ist zu erwarten. Mit steigender Impfquote sind unter den Erkrankten auch anteilsmäßig immer mehr Geimpfte zu erwarten. Dies ist kein Hinweis darauf, dass die Impfstoffe nicht wirksam sind, sondern erklärt sich anhand folgender Aspekte:

Die Wirksamkeit der COVID-19 Impfungen ist sehr gut, aber beträgt nicht 100%.

Das bedeutet: Obwohl die Impfstoffe sehr wirksam sind, können sie nicht alle Infektionen bei Geimpften verhindern. Sie sorgen aber dafür, dass Infektionen deutlich weniger häufig vorkommen und dass schwere COVID-19-Krankheitsverläufe bei Geimpften sehr selten werden.

Wenn die Impfquote steigt, dann steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass in dem geimpften Bevölkerungsteil auch ein:e Infizierte:r ist.

Das bedeutet: wenn der Anteil der Geimpften in der Population steigt, dann steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass unter allen Personen, die sich infizieren bzw. erkranken mitunter Geimpfte betroffen sein können. Vereinfacht gesagt: wenn alle Personen einer Population geimpft sind (Impfquote 100%), beträgt der Anteil der Impfdurchbrüche an den Erkrankten 100%, (wenn ein Impfstoff nicht zu 100% wirksam ist).

Die Anzahl der Impfdurchbrüche ist darüber hinaus auch von der Anzahl aktiver Fälle abhängig. Je mehr aktive Fälle es gibt, desto höher die Wahrscheinlichkeit sich als Geimpfter zu infizieren.

Das bedeutet: wenn es keine oder nur eine geringe Zirkulation des Erregers in der Bevölkerung gibt, sinkt die Wahrscheinlichkeit für eine Infektion, und damit auch die Zahl der Impfdurchbrüche. Vereinfacht gesagt: wenn der Erreger gar nicht zirkuliert, gibt es auch keine Impfdurchbrüche.

Die Grundlage dieser Antwort sowie weitere Informationen hierzu finden Sie auf der Seite des RKI: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/COVID-Impfen/gesamt.html

(2) Halten Sie es für erwiesen, dass die Impfungen, auch bei künftigen Varianten, ausreichend wirksam sind?

In Bezug auf die Impfstoffwirksamkeit gegen die neuartige Virusvariante Omikron (B.1.1.529) liegen erste Ergebnisse einer epidemiologischen Studie vor. Die Studienergebnisse zeigen, dass die Wirksamkeit der Grundimmunisierung gegenüber symptomatischer Erkrankung durch die Omikron-Variante mit der Zeit deutlich nachlässt und im Vergleich zur Wirksamkeit gegenüber der Delta-Variante deutlich geringer ist. Ab etwa 15 Wochen nach der zweiten Impfstoffdosis kann nicht mehr von einem ausreichenden Schutz vor Erkrankung nach Grundimmunisierung ausgegangen werden. Erste Studiendaten zeigen jedoch, dass ein guter Schutz gegenüber der Omikron-Variante durch eine Auffrischimpfung erzielt werden kann. 

Über den Wirksamkeitsgrad aktueller Impfstoffe in Bezug auf zukünftige Varianten lassen sich keine gesicherten Aussagen treffen. Die Impfstoffe können jedoch auf neue Varianten hin angepasst werden. 

Die Grundlage dieser Antwort sowie weitere Informationen hierzu finden Sie auf der Seite des RKI: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/COVID-Impfen/gesamt.html

(3) Könnten Impfstoffe, die nicht an neue Virusvarianten angepasst sind, das Virus stärker machen, und zu weiteren "Fluchtmutationen" führen?

Zu den Mutationen, die sich aktuell entwickelt haben, gibt es sehr gute Berichte. Diese Entwicklung scheint bevorzugt in Menschen mit einem geschwächten oder ganz schwachen Immunsystem aufzutreten. In diesen Patienten kann sich das Virus teilweise über Monate vermehren. Das gibt dem Virus genügend Zeit, in diesem einen Patienten sehr viele Mutationen zu vollziehen. Ein Zusammenhang zwischen steigender Impfquote und einem etwaigen zunehmenden Auftreten von Fluchtmutationen kann aktuell nicht sicher hergestellt werden. 

Die Grundlage dieser Antwort sowie weitere Informationen hierzu finden Sie auf der Seite des RKI: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/COVID-Impfen/gesamt.html

Mit freundlichen Grüßen

Sarah Ryglewski

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