Was muss sich Ihrer Meinung nach besonders in der Pflege ändern, damit dieser Beruf wieder attraktiver wird und Menschen dort dauerhaft arbeiten möchten?
Vielen Dank für die schnelle Beantwortung. Ich beziehe mich mit meiner erweiterten Frage auf die Aussage, dass sich der Fachkräftemangel nicht primär durch Migration lösen lässt.
Sehr geehrter Herr M..
Vielen Dank für Ihre Anschluss-Frage. Die Pflege ist ein gutes Beispiel dafür, dass wir strukturelle Probleme nicht durch Migration „lösen“ können. Wenn ein Berufsfeld über Jahre hinweg an Attraktivität verliert, dann muss man die Ursachen ehrlich benennen – und genau dort ansetzen.
In der Pflege sehe ich vor allem vier zentrale Punkte:
1. Arbeitsbedingungen müssen verlässlich werden
Viele Pflegekräfte arbeiten am Limit: Schichtsysteme, Personalmangel, hohe Verantwortung und wenig planbare Freizeit. Solange Abläufe und Dienstpläne ständig auf Kante genäht sind, wird kaum jemand langfristig im Beruf bleiben.
2. Faire Bezahlung – aber kombiniert mit Entlastung
Bezahlung ist wichtig, aber nicht alles. Viele Pflegekräfte sagen mir: „Ich könnte mehr verdienen, aber ich brauche vor allem mehr Zeit für gute Arbeit.“ Der Anspruch der Pflege darf nicht im Widerspruch zu den Rahmenbedingungen stehen.
3. Bürokratie abbauen
Pflegekräfte verbringen heute mehr Zeit mit Dokumentation als mit Menschen. Das frustriert, demotiviert und bindet Ressourcen, die eigentlich bei den Patientinnen und Patienten gebraucht werden. Bürokratieabbau wäre eine sofort spürbare Entlastung.
4. Mehr Verantwortung für echte Pflege, weniger für Verwaltung
Viele Pflegekräfte fühlen sich zu „Abarbeitenden“ gemacht, statt als Fachkräfte anerkannt. Wir brauchen neue Modelle, in denen Pflege wieder als Beruf mit Gestaltungsmöglichkeiten und Entwicklungsperspektiven wahrgenommen wird.
Kurz gesagt:
Wir müssen den Beruf selbst attraktiver machen – durch bessere Bedingungen, mehr Anerkennung und weniger Belastung. Solange das nicht passiert, wird Migration immer nur eine Notlösung sein, aber nie die Ursache des Problems beheben.
Weitere Fragen an Sascha Herr
Als langjähriger Hundebesitzer liegt mir Tierschutz persönlich am Herzen. Ich setze mich für wirksame, wissenschaftlich fundierte Tierwohlstandards ein.
Fachkräftemangel löst man nicht durch Migration. Erst bessere Arbeitsbedingungen, Bezahlung und Wertschätzung machen Berufe wieder dauerhaft attraktiv.
Ich unterstütze echte Selbstbestimmung – aber nicht ein Gesetz, das gut gemeint ist, aber in der Umsetzung zu unsicher bleibt und Missbrauch nicht ausreichend verhindert.
Ich bin fraktionslos, aber nicht einflusslos: Ich setze Impulse, stelle eigene Anfragen, spreche frei im Plenum und mache Missstände sichtbar – jeden Tag.