Die Krankenhäuser sind voll von Rauchern, Adipösen und Alkoholikern. Corona hat das Bewusstsein für Gesundheit gestärkt. Wie stehen Sie zu Lockdown bzw. Rationierung für diese Risikogruppen?

Porträt Schäfer
Sebastian Schäfer
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Andreas V. •

Die Krankenhäuser sind voll von Rauchern, Adipösen und Alkoholikern. Corona hat das Bewusstsein für Gesundheit gestärkt. Wie stehen Sie zu Lockdown bzw. Rationierung für diese Risikogruppen?

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/97779/Uebergewicht-Alkohol-und-Tabak-bedrohen-die-steigende-Lebenserwartung-in-Europa

raucherspezifische Krankenhausaufenthalte
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/05/PD21_N036_23.html

Man weiß schon seit langer Zeit, wie gefährlich Rauchen, Fettleibigkeit und Alkoholmissbrauch sind. Krankenhauskapazitäten werden durch solche Risikogruppen blockiert.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Die Corona-Pandemie stellt unser Land und die ganze Welt noch immer vor eine nie dagewesene Herausforderung. Es ist deshalb unbedingt notwendig, dass wir unser Gesundheitssystem weiter stärken damit es dauerhaft resilient bleibt und wir gemeinsam solidarisch künftige Krisen meistern können.

Allerdings ist gerade uns Grünen auch wichtig, dass das Gesundheitssystem solidarisch ausgestaltet ist und bleibt, so dass jeder und jede die notwendige Behandlung auch bekommt. Private Krankenversicherungen setzen auf das Konzept, dass gerade jene Gruppen, die ein höheres Erkrankungsrisiko haben - ob durch "ungesunden Lebensstil" oder auch durch andere äußere Umstände - deutlich mehr zahlen müssen, um im Krankheitsfall angemessen versorgt zu werden. Aus unserer Sicht ist das nicht gerecht - zumal die Abgrenzung häufig sehr schwer machbar ist. Viele Krebsarten können beispielsweise durch Rauchen oder übermäßigen Alkoholkonsum mitverursacht sein, aber ganz sicher lässt sich dies nie bestimmen. Dass Ärzte hier die Entscheidung treffen sollten, wer seine Erkrankung dem Ermessen nach "selbst verschuldet" hat und wer nicht und dementsprechend Behandlungen zuteil werden lassen, ist moralisch erstens nicht zumutbar und zweitens sehr sicher verfassungswidrig.

Die Pandemie hat sich zudem auch als soziale Krise erwiesen, weil jede und jeder von uns sich stark einschränken musste, als weite Teile des öffentlichen Lebens stillstanden. Dies war und ist für viele Menschen eine große Herausforderung, die leider auch teilweise zu erhöhtem ungesunden Konsumverhalten geführt hat. Zusätzlich wurden während der vier Coronawellen viele alltägliche Strukturen und Hilfeangebote von heute auf morgen eingestellt. Nun gilt es, Prävention und Behandlung von Menschen mit riskantem Konsumverhalten schnell wieder zum Normalbetrieb zurückzubringen. Gerde Sucht ist eine Erkrankung, die entsprechend auch einer guten zielgerichteten Behandlung bedarf.

Darüber hinaus setzen wir uns für mehr passgenauere Angebote der Verhältnisprävention ein, damit Menschen von gesundheitsfördernden Bedingungen im Alltag profitieren, von einer Prävention, die in ihren Lebenswelten ansetzt.

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