Werden Sie sich für die Erforschung von Long-COVID & ME/CFS einsetzen & für ausreichend finanzielle Mittel im Haushalt der EU sorgen? Wie sieht Ihre Unterstützung aus?

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Sergey Lagodinsky
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Frage von Ulrike H. •

Werden Sie sich für die Erforschung von Long-COVID & ME/CFS einsetzen & für ausreichend finanzielle Mittel im Haushalt der EU sorgen? Wie sieht Ihre Unterstützung aus?

Im COVI Bericht wurde der Handlungsbedarf zur weiteren notwendigen Erforschung postinfektiöser Erkrankungen&ME/CFS, finanz Unterstützung für Forschung&Zulassung für passende Medikamente festgestellt&beschlossen.

Nach Angaben der WHO sind über 36 Mio Menschen in Europa von Long Covid betroffen. Viele von ihnen leiden an der schweren neuroimmunologischen Erkrankung ME/CFS, die von allen chronischen Krankheiten mit die geringste Lebensqualität aufweist. Vorpandemisch ist von mindestens 17 Mio ME/CFS Erkrankten auszugehen (Dunkelziffer nicht feststellbar)
Bislang gibt es weder Therapien, Medikamente, noch Anlaufstellen für die Betroffenen. Neben dem individuellen Leid verursacht Long COVID auch einen immensen volkswirtschaftlichen Schaden, da ca 60% der Erkrankten nicht mehr erwerbsfähig sind,auf Pflege angewiesen sind. Allein für DE wird der wirtschaftliche Schaden im Jahr 21 auf über 5,7Milliarden Euro geschätzt.
https://www.mecfs.de/was-ist-me-cfs/
https://www.mecfs.de/longcovid/

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau H.

Einen Teil Ihrer Frage habe ich bereits in meiner Antwort an Frau E. beantwortet, daher hier noch einmal kurz wiederholt:

Die mangelnde Forschung und Versorgung sind ein großes Problem, das bei Bündnis 90/Die Grünen und auch innerhalb der Ampelkoalitionspartner*innen auch als solches erkannt wurde. Als eines von ganz wenigen Krankheitsbildern hat Long-Covid daher auch explizit Eingang in den Koalitionsvertrag gefunden. Im Etat des Bundesgesundheitsministeriums wurden die Mittel für die Versorgungsforschung von 21 Millionen Euro um 60 Millionen Euro erhöht. Zudem werden 52 Millionen Euro für Modellmaßnahmen zur Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Long-Covid bereitgestellt. Daraus dürfen neben Ausgaben für Studien und Modellerprobungen auch Ausgaben für die Beratung von Einrichtungen, die Erarbeitung von Planungsgrundlagen, die Aus- und Fortbildung von Fachpersonal, für Gutachter und Sachverständige und die Durchführung von Fachtagungen, Schulungs- und Informationsmaßnahmen geleistet werden. Insgesamt stehen dem Bundesgesundheitsministerium und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung über mehrere Jahre 180 Millionen Euro und weitere 20 Millionen Euro über den Innovationsfond für Long-Covid zur Verfügung.

Die Universität Marburg bereitet mit dem Paul-Ehrlich-Institut eine deutschlandweite Erhebung vor, um ein klareres Bild der Fallzahlen zu bekommen, damit unterschieden werden kann zwischen Patient*innen mit Post-Vac-Syndrom und Patient*innen mit Long- oder Post-Covid.

Das Medikament BC007 zur Behandlung von Autoimmunphänomen wurde in allerersten Heilversuchen an einigen wenigen Long-Covid-Patient*innen erfolgreich getestet. Es muss in der Anwendung aber noch besser erforscht werden. Hierzu plant das Unternehmen Berlin Cures GmbH eine größer angelegte Studie in Forschungszentren in Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden, Spanien und Finnland, die in Kürze an den Start gehen soll. Danach liegen dann hoffentlich ausreichend Daten vor zur Wirksamkeit des Medikaments bei Long Covid-Patient*innen, um die Zulassung zu beantragen.

Meine Kollegin Katrin Langensiepen hat sich intensiv dafür eingesetzt, dass die Herausforderungen, die mit Long-Covid einhergehen, Eingang in den Bericht des COVI Sonderausschusses finden. Dass in diesem Bericht Long Covid, ME/CFS und Post-Vac Patient*innen, Hilfe zugesprochen wird, ist ein großer Erfolg. Sie sind die aktuellen Leidtragenden der Pandemie und dürfen nicht vergessen und im Stich gelassen werden. Vollkommen aus dem Leben gerissen, gibt es für sie bisher zu wenig professionelle Hilfe, Heilungskonzepte oder auch soziale Unterstützung. Statt auf Hilfen treffen sie immer wieder auf Unverständnis und Vorurteile. Der Bericht weist auf diese gravierende Situation hin und spricht den Patient*innen Gelder zu, um Krankheitsbilder und Heilungsmethoden zu erforschen und einen gemeinsamen europäischen Austausch zur Hilfe der Patient*innen zu fördern. Dafür haben wir mitgekämpft.

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